Midnight Oil :: Vom Hirn zum herz

Gut drei Jahre noch ihrem Bestseller BLUE SKY MINING legen die fünf Australier mit EARTH AND SUN AND MOON ihren insgesamt zehnten Longplayer vor. Und dabei halten sie locker jenen hohen Mainstream-Standard, den sie seinerzeit selbst gesetzt haben. Doch neuerdings erinnert auch wieder mehr an die Sixties.

Einiges am aktuellen Opus von Midnight Oil läßt an Beatles, Stones oder Kinks denken. So sorgen Bass und Drums für einen bodenständigen Rhythmus (monches Schlagzeug-Stakkato gemahnt gar on Whos früh verblichenen Triebtrommler Keith Moon). Die durch Rähren-Amps klassisch verstärken Gitarren klingen dreckig, und als Keyboards dienen — ebenfalls streng konservativ — ein Flügel und die gute, alte Hammond. Ausgesprochen erdig auch eine hinreißend gespielte Blueshorp.

Nicht zuletzt dank Peter Garretts markanter Stimme aber, die sich bisweilen warnend erhebt, besitzt auch EARTH AND SUN AND MOON wieder eine ganz eigene Identität: nationales Denken und Unterdrückung von Minderheiten? Nukleare Bedrohung durch verbrecherische Politik? Nein danke! Noch wie vor treten Midnight Oil für mehr Menschlichkeit und verstärkte Rücksichtnahme auf die Belange der Natur ein. Daß ihr Aussie-Rock — neuerdings angereichert mit eher persönlichen, emotionalen Text-Aussagen — auch noch eine beträchtliche unterhaltende Komponente besitzt, spricht höchstens für die engagierten Musik-Aktivisten vom fünften Kontinent.