Wer geglaubt hat, dass mit der Grammy- prämierten BITCHES BREW-Edition der Höhepunkt der Miles-Davis-Edelboxenflut erreicht sei, darf nun angesichts weiterer Ausgrabungen weiterhin die Ohren spitzen. Noch vor BITCHES BREW markierten die IN A SILENT WAY-Sessions den eigentlichen Umbruch in Miles‘ damaligem Schaffen. Der Übergang vom akustischen zum elektrischen Jazz, verbunden mit einer neuen Klangästhetik, die auch die traditionellen Strukturen herkömmlicher Kompositionstechniken aushebelte, löste unter verwirrten Zeitgenossen endlose Kontroversen aus. die aus heutiger Sicht ob ihrer Engstirnigkeit lächerlich wirken. In nur sechs Monaten änderte der Trompeter sein Konzept radikal. Aus dem etablierten Akustik-Quintett mit Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams entstand sukzessive ein lockeres Kollektiv, erweitert um experimentierfreudige Talente wie Chick Corea, Joe Zawinul, Dave Holland und John McLaughlin, das die Grenzen zwischen Jazz und Rock konsequent aufbrach und ganz nebenbei auch noch zur Keimzelle wichtiger Formationen der“Early Fusion“ wie Weather Report, Lifetime, Return To Forever, Mahavishnu Orchestra und Headhunters wurde. Die aufwändig gestaltete 3-CD-Box THE COMPLETE IN A SILENT WAY SESSIONS dokumentiert alle Aufnahmen von Miles‘ erster Electric-Phase der Jahre 1968 bis 1969 in kompakter Form. Vier bisher unveröffentlichte Stücke („Splashdown“,“In A Silent Way-Rehearsal Session“,“The Ghetto Walk“, „Early Minor“), mehrere in kompletter Länge restaurierte Aufnahmen sowie ein 96-seitiges Booklet mit detailliert diskografischen Angaben, neuen ünernotes und zahlreichen Fotos machen diese Box zu einem (Hör-)Erlebnis ersten Ranges.

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