Motel Life von Willy Vlautin, gelesen von Stefan Kaminski

Es ist ein ganz schöner Hype, der um den ersten Roman des Sängers und Gitarristen der hierzulande eher unberühmten US-Band Richmond Fontaine veranstaltet wird-er trifft wohl irgendwie einen Nerv mit seiner Geschichte von zwei Losern,deren sowieso kaputtes Leben durch den versehentlichen Unfalltod eines kleinen Jungen komplett aus der Bahn gerät. Dabei ist die inhaltlich kaum spektakulär, sieht man von einigen slapstickartigen, tragischen Wendungen ab, die ziemlich perfekt auf dem Drahtseil zwischen Slapstick und Tragik tanzen. Neu ist das Ganze auch nicht, ein klassisches „Roadmovie“-Buch eben, das erzählerisch und sprachlich an den großen John Fante erinnere, ohne jedoch dessen perfekte Balance zwischen Lakonie, Wut, Weinerlichkeit und Moralismus über längere Strecken halten zu können. Immer mal wieder rutscht es gefährlich nahe an den Kitsch heran, dieses Debüt, das trotzdem gut und schnell zu lesen ist und Appetit auf mehr macht. Vor allem, wenn man sich die Sache erzählen lässt, statt selbst zu lesen: Umrahmt von Ausschnitten aus dem letzten Album von Vlautins Band erweckt der Schauspieler und Autor Stefan Kaminski in einer enorm wandlungsfähigen, nur anfangs anflugweise affektierten, im weiteren Verlauf höchst überzeugenden Darbietung die tragischen Figuren zu so eindringlichem Leben, dass die Wirkung weit über übliche Lesungs-Hörbücher hinausgeht-man taucht so tief ein in die Geschichte, als wäre man tatsächlich selbst dabei.Vom Hören im Straßenverkehr sei deshalb dringend abgeraten…

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