Mouse On Mars – Niun Niggung

Bei Mouse On Mars geht einfach alles: live die Welt umspannen, säckeweise Remix-Anfragen beantworten und zwischendrin mal eben ein geschichtsträchtiges Electro-Album aufnehmen. Niun Niggung ist das bislang durchdachteste Werk des Köln-Düsseldorfer Electro-Duos und „Download Sofist“ der denkbar beste Zweieinhalbminuten-Einstieg in die Welt von Mouse On Mars. Eine bunkernde Akustik-Gitarre trifft auf Bläser und Streichersimulation. Wer jetzt an Ennio Morricone denkt, liegt so falsch nicht, doch bei Jan Werner und Andi Toma tragen die Tracks ihre eigene AbSchaffung manchmal schon in sich. Und was eben noch herzlich fiepte und knarzte, zerfasert, rollt sich später zusammen oder bricht ganz ab. Womit wir schon beim zentralen Thema dieses vortrefflichen Albums wären: Das Ton-Atom in Zeiten größter Manipulierfreude. Vielen Tracks wohnt eine freundliche Verbeultheit inne, und hat man sie erst zwei, drei oder niungzig mal gehört, möchte man diese Stücke gar nicht mehr missen und mit ihnen durch die Straßen kurven und den Leuten vorspielen: „Hört her, das sind die Schlager von heute. Kennt ihr die schon?“ Ein Händchen für veritable Hits („Bib“) hatten Mouse On Mars ja schon früher bewiesen. Diese Lieder nun klingen so extrem leicht und so putzmunter, daß man einfach den Hut ziehen möchte vor allen Beteiligten, den Bastlern und ihren analogen und digitalen Gerätschaften. Ihr habt wirklich schwer geschuftet, Jungs. „Yippie“ etwa ist ein elektronischer Kinderspielplatz, auf dem sich vortrefflich schunkeln läßt. In „Albion Rose“ haben Mouse On Mars einen Mini-Blues eingebaut,“Wald F.X.“ kommt als Jazz-Mutation daher, und „Distroia“ (vorab schon als Maxi-Single veröffentlicht) enthält die nicht für möglich gehaltene Portion Noiserock mittendrin. Grenzübertritte, elektronisches Glücksspiel und wundersame Lärmereien, wo man hinhört. Du darfst auch progressive Popmusik dazu sagen.