Mutter, wir danken dir!

Was kann der Durchschnittsdeutsche, der brav seine Rundfunkgebühren entrichtet? Und der, der es nicht tut, wahrscheinlich auch? Er kann den einen oder anderen Loriot-Sketch wortwörtlich mitsprechen. Wahrscheinlich sogar ziemlich viele. In Stichworten: Ein Klavier von Frau Berta Panislowski. Das Jodeldiplom. Es saugt und bläst der Heinzelmann, original verkorkt von Pahlgruber und Söhne. Bratfettlos mit „Salamo Ohne“. Wir bauen uns ein Atomkraftwerk. Die Nudel -bitte sagen sie jetzt nichts. Früher war mehr Lametta. Auf Wunsch verkauft uns Herr Halmackenreuther das Modell „Andante“ auch in Moosgrün. Und alle Kühe fallen um. Da kann man natürlich sagen: ein alter Hut. Kennt man in- und auswendig. Mag ja sein, doch an der großen Klasse von Loriot und seiner Acht-DVD-Box gesammelte werke aus Film und Fernsehen (Warner) ändert das überhaupt nichts. Man kann darauf verweisen, dass diese Arbeiten entstanden, als das Fernsehen in Deutschland aus drei, maximal vier oder fünf halbwegs störungsfrei zu empfangenden Programmen bestand und damals ab 24 Uhr drei, maximal vier oder fünf verschiedene, halbwegs störungsfreie Testbilder zu bewundern waren. Das klänge aber nach einer verschämten Entschuldigung und würde suggerieren, dass die 238 Satellitenprogramme heute rund um die Uhr Erfreulicheres zu bieten hätten. Das haben sie aber nur sehr, sehr selten. Manche bemäkeln, Loriots Humor sei bildungsbürgerlich. Mag sein. Aber wer eine diffuse Abneigung gegen gebildete Mitbürger verspürt, der darf sich ja auch weiterhin bei albernen Comedy-Zoten auf die Schenkel klopfen, die zwischen Bier-und Handy-Werbung die Untergrenzen der deutschen Humorindustrie ausloten, das ist überhaupt kein Problem. Gibt es also überhaupt irgendetwas, das man Vicco von Bülow alias Loriot ankreiden könnte? Vielleicht nur, dass er nach heutigen Maßstäben sehr selten fürs Fernsehen gearbeitet hat. Zu selten. Dass er seit Jahren den Ruhestand genießt und das einst von ihm als Pionier bestellte Feld so vielen Minderbegabten überlassen hat. Doch dafür kann er ja eigentlich nichts. Dass man mit 84 Jahren Besseres zu tun hat. ist nachvollziehbar, zudem weilt seine geniale Partnerin Evelyn Hamann nun leider nicht mehr unter uns. Die DVD-Box mit einer Spielzeit von 930 Minuten ist jedenfalls der erste Stein eines Denkmals, das dieser Mann zweifellos verdient hat. Darüber hinaus wünschenswert wäre eine Sondermarke der Deutschen Post, aber bitteschön noch zu Lebzeiten und gerne auch mit seinem Lieblingsmops. Außerdem sollten in jeder deutschen Siedlung mit mehr als 50.000 Einwohnern Vicco-von-Bülow-Straßen das Wegenetz bereichern. Das ist man ihm einfach schuldig.

www.loriot.de