Neil Young & Crazy Horse – Live Rust

Zwei Bob Marley-Platten .n zehn Monaten, drei Bob Dyla.n-Platten in einem Jahr, drei Mike Oldfield-Platten in einem Jahr, drei Who-Platten in einem Jahr, drei Santana-Platten in einem Jahr, drei Neil Young-Platten in einem Jahr, vier (oder, dank WEA, sogar sechs) Frank Zappa-Platten in einem Jahr – was halten die achtziger Jahre für uns bereit, wenn die größten Köpfe der sechziger und/oder siebziger Jahre ungeachtet der derzeit allgemein niedrigen Plattenumsätze die Torschlußpanik befällt? Gibt’s dann gar keine Platten mehr oder nur noch Video-Platten oder nur noch New Wave-Platten? Wer erhält die Vinyl-Zuteilung von den US-besetzten persischen und saudischen Ölfeldern? Ich finde, wir sollten schon mal ein Fäßchen in den Keller stellen, damit es auch weiterhin Neil Young-LP’s geben kann.

Neil hat in seiner jüngsten Veröffentlichungswelle eine Premiere untergebracht: sein erstes Live-Album nach einer langen, langen Karriere, vorausgesetzt, man läßt einzelne Tracks früherer Platten sowie seinen Anteil an „Four Way Street“ von Crosby, Stills, Nash & Young außen vor. Es gab Meldungen, daß dieses Doppelalbum auch“.Rust Never Sleeps“ heißen sollte, genau wie Neils letzte Studio-Platte. Aber nun bleibt die Verwirrung glücklicherweise aus. Gleichwohl ist“.Rust Never Sleeps“ ein Thema, an das man anknüpfen kann. Denn „Live Rust“ zerfällt nach dem gleichen Schema: die erste Hälfte des Albums bestimmen melodische, melancholische, sanfte Nummern, auch wenn vorübergehend – am Anfang von Seite zwei – die Power anschwillt; die zweite Hälfte fällt härter, rauher, grober aus, mit langen, zum Teil mehr als siebenminütigen Songs und einer wilden Hommage an Jimi Hendrix in „Like A Hurricane“. Insgesamt sechzehn Tracks bilden die Quersumme der Neil Young-Musik. und die Neil Young-Magie wird in ihrer ganzen Größe und Faszination ausgebreitet. Live-Alben leben hu einem wesentlichen Teil von Authentizität; Atmosphäre, Feeling. Kommunikation zwischen Band und Publikum müssen durch die Rillen so unmittelbar wie möglich vermittelt werden. „Live Rust“ steht – aus diesem Blickwinkel gesehen – gleichrangig neben Bob Segers „Live Bullet“ und dem ersten Live-Album von Bob Marley & den Wailers (das aus dem Jahre 75). Jeder Sturm besitzt ein ruhiges Auge: „Live Rust“ ist eine Platte wie ein Hurrikan.