Neil Young :: von Edo Reents – Ventil, 144 Seiten, 9,90 EUR

Es hat einen gewissen Reiz, Seminararbeiten zu lesen. Manchmal erfährt man daraus etwas über die intellektuelle Herkunft und Entwicklung erhabener Feuilletongrößen, erhält, wie man so sagt, „Aufschlüsse“, wenn schon nicht über das Thema, dann doch wenigstens über den Autor. Manchmal. Der größere Reiz liegt in der Hoffnung auf Stilblüten und Jugendgebabbel, um die Geisteshochnasen als Kaiser ohne Kleider dastehen zu sehen. Was das hiermit zu tun hat? Edo Reents, promovierter Thornasmannianer und FAZ-Redakteur „für Popmusik“, hat Neil Young ein Buch gewidmet, das sich liest wie eine Mischung aus holpriger Übersetzung und Seminararbeit – trocken, lustlos und ungerührt hingeschrieben, ohne Engagement. Witz, sprachliche und gedankliche Finesse, dafür gespickt mit Phrasen. Wer Neil Young kennt und schätzt, erfährt nichts Neues, wer ihn nicht kennt, wird die Lust, ihn kennenzulernen, spätestens nach 20 Seiten verloren und viel mehr Lust haben, aus dem Fenster in den Himmel zu starren. Bleiben als Argument nur die Stilblüten, aber auch die sind eher harmlos. „In der Ruhe, die nach diesem Sturm eintrat, mußte Neil Young als erstes feststellen, daß er Ohrenprobleme halte“ ist kaum für einen Brüller gut, und selbst wenn Reents den Kritiker Paul Nelson (über RUST NEVER SLEEPS) zitiert: „eine Platte, die alles bis auf die Grundfesten niederbrennt“, um gleich danach anzufügen: „Was auch niederbrannte, das war das Haus an der Zuma Beach“, dann wirkt das eher wie ein verunglückter Kalauer. Eine peinliche, auf seltsame Weise mitleiderregende Sache, das Ganze.

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