
Dass Nicki Minaj über Jahre die unangefochtene Queen des Hip-Hop war, hatte sie nicht nur ihren eigenen Fähigkeiten zu verdanken, sondern auch der mangelnden Konkurrenz. Da sich jetzt mit Cardi B eine Rapperin deutlich größerer Beliebtheit erfreut, muss Minaj handeln: „Queen“ ist immerhin ihr erstes Album seit vier Jahren, im schnelllebigen Hip-Hop eine halbe Ewigkeit.
Nicht der angekündigte Klassiker
Das Werk zeugt jedenfalls nicht davon, dass sie in dieser Zeit besonders viel dazugelernt hat. Zwar geht es mit „Ganja Burns“ gut los: Nickis zärtlicher Gesang verträgt sich sehr gut mit den Gitarrenriffs. Doch schon den nächsten Song, „Majesty“, macht Feature-Gast Eminem kaputt, der mit seinem ultraschnellen Part fast wie eine Karikatur seiner selbst wirkt, mindestens aber aus der Zeit gefallen.
Und so wie Eminem in seinen Texten lieber den eigenen Legendenstatus verwaltet, ruht sich auch Nicki Minaj zu sehr auf bereits Erreichtem aus. Unter den 19 Songs finden sich viele Lückenfüller wie „Good Form“ oder „LLC”. Die Schwankungsbreite zwischen völliger Fantasielosigkeit („Barbie Dreams“) und raffinierten Experimenten wie „Chun Swae“ ist so stark, dass „Queen“ niemals ein Hip-Hop-Klassiker werden kann, wie Minaj es vollmundig angekündigt hatte.
Zumindest wartet zum Schluss mit „Coco Chanel“ ein interessantes Aufeinandertreffen von Minaj und ihrem Vorbild Foxy Brown, das trotz des Generationenunterschieds problemlos klappt. Die Schwächen des Albums kann es jedoch nicht rausreißen.
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