Nicolette – Let No One Live Rent Free In Your Head

Catchy, extravagant und apart. An der anspruchsvollen Mischung aus cremigen Jazzvocals, Nintendo-Sound und Breakbeats auf ihrem Debüt NOW IS EARLY kam vor vier Jahren kaum jemand vorbei, der halbwegs zwei Ohren an seiner Rübe sitzen hatte. Nach ihrem jüngsten eindrucksvollen Gast-Einsatz bei Massive Attack legt die in Schottland Geborene mit nigerianischen Eltern und Wohnsitz London jetzt ein Album vor, das den schillernden Status Quo der britischen Club-Szene verbunden mit aktueller Elektronik auf eindrucksvolle Weise widerspiegelt. Weder fehlen blubbernd marschierende Signal-Synthies, noch zimmerdeckenanhebende Bässe, flirrende Psycho-Sequenzer oder die akzentuiert atonale Künstlichkeit, auf der Nicolette ihren typischen, luftig charmanten Gefrierschrank-Soul entwickelt. Unterstützt wird sie dabei von diversen Szene-Who’s-Whos wie Plaid oder 4 Hero, Irritationen inklusive: Da ölt sie in ‚Nervous‘ mit sanfter Stimme den Brachial-Tekno von Alec Empire (Atari Teenage Riot). Oder sie läßt einen vermeintlichen Björkschen ‚Army Of Me‘-Panzer zu einem Nicolette-Gleiter mutieren (‚Nightmare‘). Oder ein Japanese-Karaoke aus der Tropfsteinhöhle entpuppt sich als Coverversion von ‚Where Have All The Flowers Gone‘ (Kingston Trio/Joan Baez). Und wem das noch nicht reicht, darf sich an einer dunkel groovenden Neuauflage von ‚No Government‘ oder unter dem Motto ‚Trust Your Own Heart‘ am pianobegleiteten Gute-Nacht-Lied des Jahres erfreuen (‚Judgement Day‘).