OK Go – OK Go
Neo-New Wave: OK Go lieben den schrulligen Sound der Achtziger und feiern damit ungeahnte Erfolge zumindest in den USA.
Dass leicht verschrobene Popmusik nicht zwangsläufig von verschrobenen Menschen stammen muss, beweisen OK Go aus Chicago. Schließlich schreckt die Truppe um Mastermind Damian Kulash vor nichts und niemandem zurück. Weder vor komischen Stadionrock-Anleihen im Intro zu „Get Over It“, noch vor Gitarren-Soli, wie sie selbst Mick Ronson nicht besser hinbekommen hätte. Und schon gar nicht vor billigen Synthiesounds solcher New Wave-Protagonisten wie The Cars oder Missing Persons. Die vier Grünschnäbel bedienen sich in den Annalen der Rockgeschichte, als hätten sie sie selbst zu verantworten – rotzfrech, schamlos und mit beeindruckender Zielstrebigkeit. Eben genauso ungeniert wie Weezer auf ihrem legendären „blauen Album“, lange bevor sie selbstgefällig und langweilig wurden. Denn Damian und Co. rocken drauflos, als gebe es kein Morgen, als gehöre ihnen das Hier und Jetzt und als müssten sie der Welt zeigen, was in ihnen steckt. Das tun sie denn auch. Mit zwölf Songs voller Beatles-, Beach Boys- und Elvis Costello-Zitate, die keine Wünsche offen lassen. Weder musikalisch, wo man sich betont fröhlich, abwechslungsreich und hymnisch gibt, noch textlich. Damian versteht es, alles ad absurdum zu führen, was den USA heilig und teuer ist. Angefangen beim überstrapazierten Mythos des amerikanischen Traums, den er in „Get Over It“ seziert, über überholte Dating-Zeremonien („You’re So Damn Hot“) bis hin zu Massenmedien, Konsumgesellschaft, Fastfood-Kultur und den generellen Untergang von Sitte und Moral. Dabei erhebt der Mittzwanziger nie den mahnenden Zeigefinger – er schreibt ganz einfach romantische kleine Liebesüeder wie „Return“, die vor Naivität und Unschuld nur so strotzen, die so charmant und eingängig sind, dass man sich ihnen kaum entziehen kann. Großartiger Stoff für schweißtreibende Konzertabende in engen Clubs, aber auch für partnerschaftliche Zweisamkeit auf der heimischen Couch. Ein Album, das immer und überall passt. www.okgo.net Hörprobe unterwww.musikexpress.de