Okkervil River Away


ATO/[PIAS] Coop/Rough Trade

von

Der erste Titel in der Tracklist liest sich wie eine Grabinschrift: „Okkervil River R.I.P.“. Will Sheff will nicht mehr. Die vergangenen drei Jahre waren zu hart für ihn. Zuerst starb sein Großvater, dann zerfiel seine Band, weil sich die Mitglieder anderen musikalischen Projekten und ihren Familien widmen wollten. Das Angebot einer Freundin, sich in ihr Haus in den Catskill Mountains in New York zurückzuziehen, nahm Sheff gerne an.

Dort in der Abgeschiedenheit sprudelten die Songs aus ihm heraus. Fröhlich waren sie nicht. „I thought that it was us against the world, but now it’s me against something so big and abstract that I can’t tell what it is“, klagt Sheff. Ohne zu wissen, für wen oder was, schrieb er immer weiter: lange, teils siebenminütige Folk-Epen, vollgestopft mit Gedanken, die aus dem Kopf drängten. Über das Schlachtschiff, auf dem der Großvater im Zweiten Weltkrieg diente („Comes Indiana Through The Smoke“), über Gott, den der Sänger sich als Mädchen auf der Straße vorstellt („Judey On A Street“).

Als Sheff mit der Arbeit fertig war, wurde ihm klar, dass diese Lieder eine Geschichte erzählten. Und auch wenn bis auf Cully Symington niemand von der Band übrig geblieben war, waren es Okkervil-River-Songs. Mit der Hilfe einiger Session-Musiker nahm Sheff AWAY in nur drei Tagen auf. Man hört der Platte all die Mühsal, Enttäuschung und Trauer an, die sie inspirierten – aber auch Sheffs unbändige Kreativität, die sich wie ein prächtiger Vogel aus der Asche erhebt. Der Tod ist nur der Anfang. Am Ende steht die Auferstehung: „Frontman In Heaven“.


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