Okkervil River

In The Rainbow Rain

ATO/[PIAS] Coop/Rough Trade

Seine letzte Begegnung mit dem Tod führt Will Sheff zum Leben und zur Liebe. Und zum Softrock.

Ein gutes Album beginnt mit einem Luftröhrenschnitt – nämlich dieses, das neunte von Okkervil River. Die Band ist vor ein paar Jahren knapp am Tod vorbeigeschrammt, dann in neuer Besetzung wieder auferstanden. Ihren Sänger Will Sheff hätte es als Kind schon fast er­wischt. „I was blue and had stopped breathing, there was something wrong with me“, singt er zu Beginn. Mit einem Schnitt in die Kehle retteten ihm die Ärzte damals das Leben.

Der Kinderstar Gary Coleman, die Motown-Sängerin Mary Wells und der Poet Dylan Thomas – alle mussten einen ähnlichen Eingriff über sich ergehen lassen. Ray Davies war 13, als sie ihn operierten. Danach sitzt er im Rollstuhl an der frischen Luft und sieht die Sonne in der Themse versinken. Das Bild inspiriert ihn zu einem Song, da erklingt sie schon, die Jahrhundert-Melodie der Kinks: „Waterloo Sunset“. Von all dem und mehr erzählt IN THE RAINBOW RAIN – und das allein im ersten Song.

Es sei das bedeutungsvollste Album seiner bisherigen Karriere, sagt Sheff. Mit der Dankbarkeit eines Mannes, der mehr als einmal kurz davor war, alles zu verlieren, sinniert er über Familie und Freunde, Zuflucht und Zufriedenheit, zieht seinen Liedern den supersoften Seidenpyjama aus den 80ern an, lässt Gitarre, Keyboard und Saxofon miteinander kuscheln wie Paul Young. „I’ve got nothing smart to say to wrap it up“, behauptet er zum Schluss, und singt das Einzige, was ihm noch einfällt: „Brother, I believe in love.“ Große Alben enden mit der Liebe. So wie ABBEY ROAD. Und IN THE RAINBOW RAIN.

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