Oldies
Der Lorbeerkranz des Monatssiegers gebührt diesmal Mayo Thompson für CORKYS DEPT TO HIS FATHER (Glass GLALP 015). Ursprünglich erschien diese LP 1970 auf dem Texas Revolution-Label und war Thompsons erstes Solowerk nach Auflösung der originalen Red Crayola. Es bringt hier weder die legendären Freeform-Psychedelia-Experimente der ersten, noch die allzu kargen Soundgebilde der zweiten Crayola-LP, sondern eine wunderschöne Kollektion halbschräger Songs ohne stilistische Grenzen. Nach damaligen Maßstäben zum Teil bizarr instrumentiert und mit spröde-einfühlsamer Nichtstimme so ereignisreich interpretiert, daß 15 Jahre später noch sehr viel (neu) entdeckt werden kann. CORKY ist definitiv ein Meisterwerk (6).
Überhaupt ist auf Texaner stets Verlaß. TEXAS PUNK FROM THE SIX-TIES Vol. 2 (Eva 12053/Rimpo) stellt 18 Songs von super-obskuren Bands der oberen Garagen-Klasse vor. Besonders die Beiträge von Kempy & The Guardians, Hirn und The Conlinenlals sind wahre Perlen (5).
„Kind Of A Drag“ war Anfang 1967 die Nr. 1 der US-Charts. Die dazugehörige Chicago-Band The Buckinghams hatte binnen Jahresfrist noch vier weitere Top-20-Hits, die aUe auf GREATEST HITS (Columbia PC 9812/IMS) versammelt sind. Hochmelodische, aber harmlose Musik, die sich wegen des Bläsereinsatzes heute anhört wie eine Mischungraus Bealles und Chicago (3).
Ebenfalls aus Chicago stammten The Lemon Drops, die zwar ohne jedes Glück, aber von anderem Kaliber waren. CRYSTAL PURE! (Cicadelic Ciclp 984/ Rimpo) bringt ausgezeichneten Ragaund Acid-Rock mit mittlerem Garagen-Touch (knapp 5).
Auch heute ist der Mittelwesten der USA noch nicht vollends tot: BEST FOOT FORWARD – THE BEST OF REO SPEEDWAGON (Epic 26640) bringt Hits 1978-1985. Ami-Hardrock der anhörbaren Sorte und eine gute Ergänzung zu A DECADE OF ROCK AND ROLL 1970 TO 1980 (Epic 88488). Wertung: (4)
Wechseln wir über ins UK: The Zombies LIVE ON THE BBC 1965-1967 (Rhino RNLP 120/IMS) enthält etliche Songs, die noch nie veröffentlicht wurden, darunter auch einige Adaptionen von Soul-Hits. Für Fans natürlich ein Muß, ansonsten (3), denn sooo inspiriert klingen die Zombies hier nun auch wieder nicht.
Charly Records hat sich in Deutschland vertriebsmäßig jetzt selbständig gemacht (Adresse: Kiesstraße 38, 6 Frankfurt 90, Tel. 069/700866). Geblieben ist der Qualitätsanspruch. The Idle Race aus Birmingham, frühe Gruppe des späteren ELO-Stars Jeff Lynne, präsentieren auf LIGHT AT THE END OF THE ROAD (See For Miles 60) eine leckere Mixtur aus Beatles-, Kinks- und Move-Klängen. Leicht experimenteller Soft-Rock mit Dauer-Ausstrahlung (4).
Drei Best-Of-Kompilationen aus dem Hause Ariola: Jethro Tüll ist mit ORIGINAL MASTERS (Chrysalis 207 427) vertreten. Ian Andersons Glanztaten zwischen „Living In The Past“ und „Songs From The Wood“ zeigen wenig Abnutzung (knapp 5).
Mit THE BEST OF GENERATION X (Chrysalis 804 856) wird ein Streifzug durch die PseudoPunk-Vergangenheii des Billy Idol unternommen, was durchaus unterhaltsam ist (4).
Reif war auch die Zeit für THE SINGLES COLLECTION (Chrysalis 207428) von Spandau Ballet. Eine nützliche Platte, denn nun kann man endlich alle übrigen Produkte der gelackten White-Soul-Boys ohne Gewissensbisse zum Trödler schleppen oder dem Nachwuchs schenken… (3).
Vier weitere Soul-Kompilationen aus dem Hause Kent (Vertrieb: T1S): TEARS IN MY EYES (Kent 045) ist ein Balladenalbum, während SOUL SERENADE (Kent 041), BRAINSTORMERS (Kent 042) und TORTURE AND 15 OTHER GREAT SOUL DESTROYERS (Kent 046) lebhaftere Klänge bringen. Allen Alben ist gemeinsam, daß zwar die gewohnte Mixtur aus bekannten und unbekannten Namen noch immer funktioniert, daß aber echte Höhepunkte seltener werden. Offenkundig hat Kents Spürnase Adrian Croasdell Mühe, genügend erstklassiges Material ausfindig zu machen. Sammelbewertung: Trotz einiger Skepsis noch knapp (4).
Erfreulich für Windham Hill-Fans: WATERCOURSE WAY (Windham Hill/ Teldec 6.26261 AP), die erste Shadowfax-LP von 1976, ist wieder zu haben. Perfektes Kunsthandwerk von kalter Pracht. Shadowfax‘ damaliges Ziel war offenbar, eine klangliche Synthese aus Oregon und dem Mahavishnu Orchestra zu schaffen (ohne Bewertung).
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