„Z Nation“: Am Set der lustigsten Zombie-Serie der Welt


Am 07. März läuft auf Syfy die finale „Z Nation“-Staffel an. Wir waren bei den Dreharbeiten in Spokane, USA, und sprachen mit den Machern über hungrige Untote, den untoten US-Präsidenten und die Zukunft des Horror-Genres.

Das Ende der Welt steht bevor, ganz sicher, und es beginnt auf einem stillgelegten Fabrik-Areal, in einer kalten, dunklen Lagerhalle. Dort wird Lithium abgezapft, aus dem Wasser eines Schwimmbeckens. Gewonnen wurde das Lithium aus den Körpern von, nun ja, eingelagerten Zombies. Die sprechen können.

Diese Untoten sind wie wir, aber irgendwie auch nicht. Die Leichen können zwar reden und haben Gefühle, greifen die Überlebenden dennoch an. Falls sie nicht gesättigt wurden. Mit Gehirnkeksen.

Die Apokalypse, sprechende Zombies als Energiequelle – Gehirnkekse? Ein echter Irrsinn. Aber ein grandioser Irrsinn. Hier auf dem Land, auf dieser Brache inmitten grüner Felder, im Nordwesten der USA, fand Anfang September 2018 der letzte Drehtag von „Z Nation“ statt, der Horror-Comedyserie, deren fünfte Staffel in Deutschland ab dem 07. März auf Syfy ausgestrahlt wird.

Auf diesen abgelegenen Feldern, bei der Stadt Spokane im „Evergreen State“ Washington, versammeln sich um 5 Uhr morgens ein letztes Mal alle Crew-Mitglieder. Die finalen Aufnahmen der Season. Vor dem letzten „Cut“ fällt ein Schuss aus der (Plastik-)Pistole, der Schurke hat abgedrückt. Einer Hauptfigur droht der Tod. Jede „Z Nation“-Staffel endet mit einem Cliffhanger.

Die Zombie-Welt in Spokane

Die Industriegebiet-Atmosphäre passt gut zur Untoten-Serie, die sich seit Herbst 2014, sowohl in den USA als auch Europa, kontinuierlich Respekt bei Kritik und Zuschauern erarbeitet hat. Dabei ist „Z Nation“ eine Low-Budget-Produktion – nicht nur daran zu merken, dass in der Lagerhalle der eine oder andere festgetretene Rattenkadaver vermodert.

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Vieles vom post-apokalyptischen Amerika wurde bei Spokane auf wenigen Quadratkilometern gedreht. Die Serie begann mit der Reise eines Patienten (Keith Allan in der Hauptrolle des Murphy), der, immun gegen das Zombie-Virus, von New York nach Kalifornien in ein Labor gebracht werden soll. Murphy ist die letzte Hoffnung der Menschheit auf einen Impfstoff. Ostküste bis Westküste, große Teil der Drehstrecke liegen in Wirklichkeit hier auf diesen Feldern.

Was Murphy und seiner Gefolgschaft um Lt. Roberta Warren (Kellita Smith), Doc (Russell Hodgkinson) und Tommy „10 K“ (Nat Zang) auf ihrer langen Reise zustößt, ist Inhalt vieler lustiger, meist absurder, manchmal tragikomischer Momente. Wir werden Zeuge eines Angriffs von Zombies, die durch Tornados herangeschleudert werden, von Zombie-Bären, kopulierenden Zombies und dem Zombie George R. R. Martin. Der neben J.K. Rowling populärste Fantasy-Schriftsteller unserer Tage ist ein Fan der Serie und hatte einen Gastauftritt als Untoter. Zu weiteren mit Nebenrollen bedachten Promis zählen unter anderem Henry Rollins, Jason „Jay & Silent Bob“ Mewes, Kelly „Top Gun“ McGillis, Mario van Peebles und Michael „Hügel der blutigen Augen“ Berryman.

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Wie brutal anzusehen ist eigentlich diese Apokalypse? Es ist alles halb so wild. „‘Z Nation‘ soll in erster Linie nicht gruselig sein, sondern Spaß machen“, sagt Karl Schaefer. Schaefer ist Showrunner der Serie, also führender inhaltlicher Gestalter. Ein breit lächelnder, grauhaariger Mann mit dem festen Händedruck eines Produzenten und der schnellen, schnippischen Sprechweise eines Martin Scorsese. Kurz vor Mitternacht trifft er zum Interview im Hotel ein, er wirkt geschäftig, sein Handy schickt kontinuierlich Signale eintrudelnder Mails, er will die letzten Dinge für „Z Nation“ klären, bevor die Staffel abgeschlossen ist.

Schaefer ist im Sci-Fi-Genre kein Unbekannter, er entwickelte 1991 „Eerie, Indiana“ gemeinsam mit Horror-Regie-Veteran Joe Dante („Gremlins“, „Das Tier“). Die Mysteryserie wurde zwar nach nur einem Jahr abgesetzt, war aber einflussreich. Ohne die ungeklärten Kleinstadtphänomene in Eerie hätte wohl auch der heutige Netflix-Hit „Stranger Things“ anders ausgesehen.

„10k“ (Nat Zang)

Ob „Z Nation“ das Zombie-Metier beeinflusst, wird sich zeigen. Auf jeden Fall soll das Format, wie Schaefer erzählt, eine Hommage sein, etwa an „Dawn of the Dead“. Dem Kinoklassiker wird unter anderem mit einer Episode gehuldigt, die im Chaos eines Fernsehstudios kurz nach Ausbruch der Apokalypse spielt, sowie mit der bisweilen blauen Hautfarbe des „Patienten Null“ Murphy. In George A. Romeros Film von 1978 erkannte man die laufenden Zellhaufen am gräulichen, leichentypischen Teint, der durch ungünstige Lichtverhältnisse blau erschien.

„‘Z Nation“, sagt Schaefer, „bietet eine Welt, die die Dinge beim Namen nennt“. Gegenläufig zum Trend, den Untoten andere mehr oder weniger fantasievolle Bezeichnungen zu verleihen, nur um das Z-Wort zu vermeiden. „Bei uns heißen Zombies auch Zombies. Und man tötet sie nur, indem man ihr Gehirn zerstört – wie in jedem vernünftigen Film auch.“

Teil 2 auf der nächsten Seite: „Z Nation“ als Sozialsatire und die Popularität des Zombie-Genres nach Nine Eleven

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