Ostblöckchen
Persönlich ein Arschloch, literarisch eine Null-so wollte ich schon immer mal eine Rezension beginnen, und jetzt geht das wieder nicht. Denn diese Aussage ist im Fall des in Eisenberg geborenen jungen Autors, Frauenverehrers und Bierpredigers Michael Tetzlaff und seines Buches exakt so zutreffend wie die Behauptung, die Welt sei ein Würfel. In Rezensionen zitiere ich gerne die Klappentexte. Das macht die Sache einfacher, und außerdem hat man die Angelegenheit damit meistens im Sack, steht da doch gewöhnlich genau der Mist, den ich dann nicht mehr lesen muss. Im Casus Tetzlaff haut auch das nicht hin. Der Mann sei „in Thüringen aufgewachsen und nach der Wende nach Frankfurt am Main gezogen“, ist hier zu lesen, und das ist kein Mist, sondern ein Glück für Frankfurt am Main. Des weiteren vernehme ich in etwa, das Buch sei kein weiteres Ostzonennostalgie- und DDR-Erklärbuch im Sinne und Stil dieser allenthalben herumgereichten feinsinnig verhärmten Wieder-und-wieder-Aufbereiter schwerer Zeiten der Not und Unterdrückung und Bedrückung der Seelen. Auch das entspricht der Wahrheit. „Kein Klamauk, keine Verklärung, keine Anklage „, teilt der Klappentext mit, sondern Herzenswärme und Komik, sage ich, und deshalb ist „Ostblöckchen“ „ein besonderes Buch über eine ganz besondere Kindheit in der DDR“. So. „Ostblöckchen‘ ist aber vor allem ein großes kleines Buch, fast schon ein Meisterwerk von teilweise haarsträubend grandioser Lakonie und Weltverachtung und zugleich durchströmt von Liebe zu den Menschen, die keine Uniform tragen, niemanden schurigeln und schönen Quatsch erzählen – oder die, wie es die Idyllen über „Onkel Peter“ anrührend zart anklingen lassen, einfach nur da sind. Natürlieh spielt die historische Staffage derverrottenden DDR eine Rolle, und doch könnte alles genausogut in Ungarn oder Nordkanada angesiedelt sein. Das macht Literatur aus – dass sie von Menschen und ihren Umständen so erzählt, dass deren Besonderung in den Hintergrund rückt. Tetzlaffs taugenichtsartige Ich-Hauptfigur, die uns in kurzen Episoden durch ein trostreich behämmertes Leben führt, kommt mit praktisch gar nichts klar, kann nichts [außer trinken und rauchenl, macht alles kaputt, kriegt ständig eine auf die Fresse und lehrt uns: „Das Leben war langweilig, aber doch auszuhalten. 11 Manchmal genügen diesem GrofHalent. das vermutlich ein paar Dinge von Bora Cosic oder Hans-Ulrich Treichel gelernt hat, zehn Zeilen, um einen komplett vernagelten FDGB-Urlaub zu schildern, manchmal schreibt dieser Tetzlaff-wie in meinem Lieblingskapitel „ZNS“ – Dialoge, die nicht mal Beckett hingekriegt hätte. Ich weiß bloß bedingt, wie es in der DDR zuging. Wenn es in der DDR nur in Ansätzen so zuging, wie es in“.Ostblöckchen‘ zugeht, kann das so verkehrt auch wieder nicht gewesen sein. Aber egal. Ich zitiere jetzt mal ein kleines Stück über den zweiten Geburtstag des Protagonisten, damit ich aus dieser Rezension wieder rauskomme und der Leser den nächstgelegenen Buchladen stürmt: .“Der wird bestimmt mal ein großer Sänger und tritt im Polast der Republik auf“, mutmaßte unsere Nachbahn, Frau Tischer. „Der wird Professor für außergewöhnliche Mathematik!“ entgegnete meine Oma. „Zuallererst wird der mal drei – und Feierabend!‘ brummte mein Opa. „
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