Pavement :: Terror Twilight

Böse Zungen behaupten, Pavement klängen immer nur wie Pavement: Eine schrullige Gitarren-Band für schrullige Studenten. Das ist natürlich Blödsinn, denn Pavement-Platten unterscheiden sich sehr wohl – in Anspruch und Qualität. So war das ’97er Album BRIGHTEN THE CORNERS launisch und spröde. Ganz einfach, weil Mastermind Stephen Malkmus nicht zufrieden war mit sich und der Welt. Schließlich galt er nur deshalb als hip, weil er gerne populäre Kollegen (Pumpkins, Stone Temple Pilots) disste. Doch damit ist jetzt Schluß. TERROR TWILIGHT bemüht sich um musikalische Akzente und zeugt von einer Zerrissenheit, die aber keine ist. Denn die einzelnen Extreme ergänzen sich geradezu perfekt. Und dazu trägt ein Mann bei, der weiß, wie großartig-verrückte Platten klingen: Produzent Nigel Godrich (Beck), der mit Jonny Greenwood (Radiohead) auch gleich einen illustren Harmonika-Spieler einbringt. Die Tatsache, daß er eigentlich Gitarrist ist, unterstreicht denn auch die coole Strangeness dieses Albums. Da paaren sich verträumte Popsongs mit skurrilen Folk-Jams, gedankenverhangenen Balladen, Noise-Attacken, Blues-Jams, Psychedelia, dezenten Jazz-Anleihen und, und, und. Immer ein wenig wirr, ein wenig melancholisch und kurz vor der Grenze zur Kommerziaiität (die aber nie überschritten wird) sind Pavement heute da, wo Sonic Youth mit GOO waren: Beim Fast-Pop. Überhaupt kommen Pavement ihren New Yorker Seelenverwandten überraschend nahe – sie klingen noch immer wie fünf College-Boys, die nie erwachsen werden.

Man Or Astro-Man? – Eeviac: Operational Index And Reference Guide Including Other Modern Computational Devices (Touch & Go/Epitaph/Connected)

Die sind nicht von dieser Welt. Und sie wollen sich auch nicht eingewöhnen. „It’s the same series of Signals over and over again“, gibt das trashige B-Movie-Attack-From-Outta-Space-Sample das Motto vor. Aus einer bleiummantelten Garage in einem Nest in Alabama senden Man Or Astro-Man? Ihre Signale. Musik, zu der nur toughe Aliens Burnouts wagen. Frische Freunde der Surfgitarre, die dank „Pulp Fiction“ auf den Geschmack gekommen sind, seien gewarnt: Man Or Astro-Man? arbeiten bei astronomischer Betriebstemperatur-. Check your Schmelzpunkt first! Den längst schon glühenden Anhängern opferreicher Leadgitarrenmassaker und wahnwitziger Schlagzeuggemetzel musizieren MOA? womöglich schon nicht mehr trashig genug. Doch das zeigt nur: Auch rechthaberische Kenner möglichst abwegiger Genres sind vor Wertkonservatismus nicht gefeit. Darüber können risikobereite Erdlinge, die keine Probleme damit haben, ihre Kontrolle für eine halbe Stunde aus der Hand zu geben, nur lachen – irre lachen. Mit halsbrecherischem Tempo fliegen MOA? Ihre Attacken. Der auf EEVIAC: OPERATIONAL INDEX… Noch verstärkte, aber eigentlich verantwortungslose Einsatz von analogen und digitalen Klangmanipulationen sowie eine höchst ungesund zu nennende Dekonstruktionswut gestalten das Werk nicht eben freundlicher. Fiese Stromgitarren-Twangeleien zersetzen die Gehirnwindungen, bilderstürmend prasselt das mal ohrenbetäubend scheppernde,dann mit sicherer Hand sezierende Quartett auf Probanden ein, wie weiland die bösen, reinigenden Filme auf Freund Alex in „A Clockwork Orange“. Das Ende ist nahe: ein schwülstig-triumphaler aufgebauschter Taumel in sechseinhalb Minuten an Position 13. Plötzlich ertönt feister Artrock für den Kopf. Oder für das, was davon übrig geblieben ist.