Peter Gabriel :: Play – The Videos

Der Multimediafreak fuhrt durch eine Retrospektive seines Videoschaffens. Dass der Clip zu seinem 80er-Jahre-Megahit „Sledgehammer“ jahrelang das meistgespielte Video auf MTV war, gehört heute zur Pop-Grundbildung. Und auch die Clips zu „Red Rain“ oder „Don’t Give Up“, seinem Duett mit Kate Bush, sind zumindest für alle über 25-Jährigen visuelles Allgemeingut. Da erstaunt es, dass erst jetzt eine Compilation mit Gabriels gesammeltem Clip-Oeuvre veröffentlicht wird. Die hat es dann aber auch in sich: Statt nur Clips aneinander zu reihen, gibt es hier Interviewsequenzen mit Gabriel zum gedanklichen Hintergrund und zur Entstehungsgeschichte der meisten Videos. Clever: Man kann die Clips kommentarlos durchlaufen, oder aber sich von Gabriel persönlich durch die Retrospektive führen lassen. Letzteres macht Sinn. Schließlich gibt es kaum einen anderen Popstar, der über die Jahre so viel und auf so Aufsehen erregende Weise mit neuen Medien experimentiert hat – und der selbst so viel Einfluss auf die Gestaltung seiner Videos nimmt. Dabei zeigt der Mann aus Bath ähnlich wie auch in seinen Songtexten einen starken Hang zu biblischer „Blood Of Eden“ und noch mehr freudianischer Symbolik. Praktisch alle der 25 gezeigten Clips überzeugen durch eine ungewöhnlich intensive Bildsprache. Und auch wenn man erfährt, dass sie meist das Ergebnis von Brainstorming-Prozessen zwischen Gabriel und den beteiligten Theater- und Videokünstlern ist. wirken diese Bilder in der Summe, als seien sie direkt aus PGs Unterbewusstsein gezapft. Ausnahmen sind lediglich der von Sean Penn gedrehte Clip zur 2002er-Single „The Barry Williams Show“ und das Video zu“.Biko“. das sich vornehmlich aus Live-Bildern sowie Sequenzen aus dem Spielfilm „Cry Freedom“ mit Denzel Washington zusammensetzt. Löblich, dass hier nicht nur die Clips zu den großen Hits, sondern auch Rares Idie Streifen zu „Lovetown“, „Washing Of The Water“] zu sehen ist. Auch wenn das Clip-Genre seit den Zeiten von „Sledgehammer“ & Co. durch die Digitalisierung enorme Fortschritte auf technischer Ebene gemacht hat – ästhetisch und in punkto Ideenreichtum bleiben diese Clips ganz vorne dran. Üppig bedient wird man auch in der Bonussektion, die neben Untertiteln noch Impressionen von Gabriels zwei letzten Welttourneen, eine Live-Version von „Games Without Frontiers“ und Clips zu „Modern Love“ und „The Nest That Sailed The Sky“ bietet. Eine Rundum-glücklich-Packung für Fans, aber auch eine lohnende Anschaffung für alle, die an Videokunst an sich interessiert sind.