Peter Gabriel :: So
Trotz Genesis-Ruhms und Solo-Erfolgen blieb Peter Gabriel immer ein mysteriöser Außenseiter. Auch wenn er sich jetzt auf dem Cover seines neuen Albums SO einmal mit einem fast „normalen“ Portrat präsentiert, bleibt seine Musik doch ein persönlicher Kosmos. SO -— fast schon ein arroganter Album-Titel. „SO, dieses Wort ist für mich Ausdruck von Minimalismus, und mir gefiel seine Gestalt. Das Album sollte in diesem Sinne individuell und spielfreudig zugleich sein „, sagt Peter Gabriel. Ein durchaus intellektueller Ansatz (niemand kann aus seiner Haut), aber wie zu seinen besten Zeiten, fließen in Gabriels Songs Sinnlichkeit und durchdachte Strukturen, körperlicher Rhythmus und komplexe Arrangements zu einer unforcierten, logischen Einheit zusammen.
Wenn er sich, wie bei „In Your Eyes“. auf afrikanische Rhythmen bezieht, wird dies kein modischer Ethno-Trip mit folkloristischen Genre-Bildern, sondern eben ein Gabriel-Song: ungewohnt, irritierend, niemals anheimelnd und durchsetzt von beunruhigenden Untiefen, die man aber, wenn man will, auch ignorieren kann. Eine wirkliche, nicht nur vorgetäuschte Vielschichtigkeit, die sich als Stilmerkmal quer durch SO fortsetzt.
„Sledgehammer“, die Single aus dem Album, reflektiert Gabriels Vorliebe für 60er-Jahre-Soul, der ihn nach eigenen Aussagen stark beeinflußt hat. „Ich wollte schon lange etwas in dieser Richtung machen, das ist mein erster Versuch. Auch im Text habe ich versucht, alte Soul-Lyrics weiterzuentwickeln, sie auszudehnen. „
SO. Trotzdem wurde dies (bei vielen anderen stünde es zu befürchten) kein Soul-Album: „Mercy Street“ ist eine bewegende, fließende Ballade von klassischer Schönheit, mit stellenweise fast sakralen Vocals. Unkitschig, ernsthaft, wie vieles auf SO: Selbstverständlich und fugenlos greifen Kompositionen und Arrangements ineinander.
Profilierte und eigenständige Musiker wie Richard Tee (p), Stewart Copeland (dr) oder Kate Bush, die mit Gabriel auf „Don“t Give Up“ ein hervorragendes Duett singt, passen sich wie selbstvergessen ein. Selbst bei funky Songs wie „Big Time“ (mit fetzigen Soul-Bläsern) gibt’s nur Gabriel pur.
Und das ist stilistisch eine ellenlange, schwingende Brücke zwischen Tim Buckley, Phil Collins, Tom Waits, John Hiatt, Huey Lewis und ein paar anderen. Doch, das geht, und es führt nach ganz weit draußen. SO geht das.
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