Phantom Band – Phantom Band / Freedom Of Speech

Damals, als der Sound Of Cologne noch nicht Kompakt war, gehörte Jaki Liebezeit zu den Mediatoren dessen, was Beat und Groove war. Die akademische Seite hat den ehemaligen Schlagzeuger von Can dabei nie interessiert, er spielte einfach, was die ersten Menschen gespielt haben, hat Holger Czukay einmal gesagt. Als großer Vereinfacher ist Liebezeit in die Rock-History eingegangen. In der von ihm ins Leben gerufenen Phantom Band versuchte er sich zunächst an einer Zen-Version der späten Can-Musik, nachzuhören auf dem Album PHANTOM BAND (1980). So sehr zu sich kommen wollten selbst die späten Can nie. Dass die Phantom Band hier Tendenzen zur Schläfrigkeit und Gleichgültigkeit zeigt, ist der Preis der Selbstfindung. Einmal genehmigt sich Jaki Liebezeit eine Solo-Runde „Phantom Drums“, eine knapp eineinhalbminütige Expedition ins Dschungelbuch der Beats, die zeigt, was dieses Album hätte werden können, wenn man auf das seichte Funk- und Jazz-Fundament (Gitarre, Bass, Keyboards) verzichtet. Mit Rosko Gee (Ex-Can, Ex-Traffic) hatte die Phantom Band aber auch einen AOR-Mann am Mikrofon, der versuchte, das bisschen Soul, das ihm zur Verfügung stand, aus seiner Kehle zu kratzen. Das zweite, ebenfalls in den Inner Space Studios aufgezeichnete Album FREEDOM OF SPEECH (1981) verabschiedet sich von den lieblichen Funk-und Jazz-Grundtönen. Jaki Liebezeits Beats sind noch reduzierter, die Band (Helmut Zerlett, Dominik von Senger, Olek Gelba) knabbert einen Reggae bis auf die Knochen runter und der Wortakrobat Sheldon Ancel kämpft mit den Synthesizern um die Soundhoheit. Die Phantom Band trägt Reste von Rock’n’Roll in die Dunkelkammer und kommt so den frühen Can der Malcolm-Mooney-Phase wieder näher („Gravity“). Das Debütalbum klingt heute wie die Feierabendmuzak, über die Harald Schmidt schlechte Late-Night-Witze machen könnte, in Anwesenheit seines Hausmusikanten Zerlett. Album zwei deutet schon an, was auf Labels wie Kompakt und Rhythm & Sound später ausformuliert wurde.