Philipp Poisel über Ane Brun

Ich sitze in einem kleinen Park in Bergens Zentrum und frage mich, wann sie wohl das letzte mal hier war. Ane, die blonde standfeste, aber doch so feine schwedische Frau, die ja eigentlich mal Norwegerin war, zumindest kommt sie daher, und mir so viele wunderbare Augenblicke bereitet hat. Immer wenn sie gesungen hat für mich aus meinen Kopfhörern. Ich schließe meine Augen und lausche dem Rauschen der kleinen Stadt umgeben von Bergen, auf denen Tannen stehen, Tannen und Häuschen. Und ich fange an, Ane singen zu hören, zu ihrem meist so ausgefuchsten Gitarrenspiel, das aller Komplexität zum Trotze immer schwebt. Durch den Raum, durch die Luft. Ich wäre entzückt von ihrer gelegentlich lieblichen Stimme, schwänge da nicht immer diese skandinavische Abgeklärtheit mit, mit welcher schon das ein oder andere nordische Mädchen der Männerwelt die Verhältnisse klar gemacht hat.Und somit weicht die Entzückung der Bewunderung, um nicht zu sagen Ehrfurcht; denn ehrfurchtsvoll sitze ich da an jenem Abend als Ane Brun einen Meter über dem Publikum und somit auch mir auf der Bühne steht. Sie scheint die Essenz der aus Stockholmer Musikelite mitgebracht zu haben, die in Wahrheit alle Magier sind, um zusammen mit der Oberelfe das Publikum in Trance zu versetzen. Und es gelingt ausgezeichnet: Sie zaubern eine Welt aus Klängen, bringen mich an einen Ort, an dem ich zuvor noch nicht gewesen bin, ein magischer Moment jagt den nächsten. Und so passiert es, dass es auf einmal in meiner Brust angenehm kindlich und wohlig zu beben beginnt und mir urplötzlich, unaufhaltbar Tränen in die Augen schießen. Sofort wische ich sie weg, überrascht wie ich bin, das ist mir ja wirklich noch nie passiert. Gesehen hätte sie mit hundertprozentiger Sicherheit eh keiner, jeder einzelne im Publikum klebt nämlich förmlich mit den Augen an der Bühne. Tränen ausgelöst von einer Kombination aus vier aufeinander folgenden Harmonien aus Streichern und Ane, die mit ihrer Gitarre auf der Bühne schwebt und Nina, die neben ihr mitsingt und dem Mädchen am Cello, das ja auch singt und der Schlagzeuger, überhaupt singt die ganze Band und überhaupt und sowieso ist alles so wundervoll traurig.Es klingt alles ein wenig unheimlich und fremd, verloren und endlos, so wie der Teil der Welt, aus dem sie stammt und in dem sie lebt und durch das ich jetzt weiterfahren werde; ich setze meine Kopfhören auf. Zeit für den Soundtrack Skandinaviens; Zeit für Ane Brun.Der Singer/Songwriter

Philipp Poisel

aus Stuttgart hat gerade sein Debütalbum WO FÄNGT DEIN HIMMEL AN? veröffentlicht. Das Video zum Titelstück gibt es

hier

zu sehen.

Ane Brun

bringt im Oktober ihr drittes Album CHANGING OF THE SEASONS heraus und tritt am 27. September 2008 beim Reeperbahnfestival in Hamburg auf.

Philipp Poisel – 25.08.2008

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