Pissed Jeans

Honeys

Sub Pop/Cargo 15.2.

Mit der Zeit wird man ruhiger, sagt eine alte Regel. Die gilt nicht für diese Noise-Rock-Rohlinge.

Es ist nicht bekannt, ob man automatisch ausrasten muss, wenn man aus einer Stadt kommt, nach der Billy Joel einen Song benannt hat. Fakt ist, dass ein Dasein in Allentown, Pennsylvania, grundsätzlich nicht unbedingt zu einer optimistischen Haltung verführt. Man kennt sich aus mit Arbeitslosigkeit, dort leben die Verlierer struktureller Veränderungen und wirtschaftlicher Krisen. Oder man hat es aus irgendwelchen Gründen geschafft, seinen alten Mistjob zu behalten. „I am a chain worker caught in an infinite loop, like a skipping compact disc“, faucht Matt Korvette auf dem vierten Album seiner Band merklich angesäuert. Die Gitarre ist hoffnungslos verzerrt und der Bass wühlt so tief im Dreck, dass man an Nick Caves Birthday Party oder an den Output von Labels wie Amphetamine Reptile und Touch & Go vor der Grunge-Domestizierung denken muss. Pissed Jeans erinnern daran, dass Indie-Rock ursprünglich die Heimat von Leuten war, die so richtig durchdrehen wollten. Es gibt genügend Dinge, die Korvette und seinen Kumpanen gegen den Strich gehen. Projektmanager, die Fast Food aus der Cafeteria für eine gesunde Wahl halten. Ärzte, die nur arbeiten, um Boni von der pharmazeutischen Industrie zu kassieren. Bekanntschaften aus dem Internet, die im wahren Leben unter Aufsicht gestellt werden müssten. Man muss unbedingt gehört haben, was Pissed Jeans zu diesen Themen einfällt und mit welcher Entschlossenheit sie dagegen ankämpfen.