Pop-Perfekt On – Richard Ashcroft

München, Colosseum Immer schön cool: Ashcroft zelebriert seine Pop-Hymnen. Nur der Sound will nicht so recht mitspielen.

Sieht so ein „Lucky Man“ aus? Hohle warben, dunkle Brille, kein Zucken in der coolen Mimik? Schon zumindest wenn er Richard Ashcroft heißt. Der Beau des Britpop grinst sich keins und hampelt auch nicht händeschüttelnd über den Bühnenrand. Kein radebrechendes „schon, wieder hier zu sein, Muncken“. Er doch nicht. Schließlich können wir froh sein, dass er wieder hier ist, um uns für einen Fuffi an einer Audienz teilhaben zu lassen. An seiner Audienz. Schon «um Ende des Introi klärt die Lightshow jeden im Saal darüber auf, zu wessen Ehren die Halle angemietet wurde: Lichtfinger blitzen erst wild durcheinander und deuten schließlich auf ihn, König Richard. Ein kleines Orchester hat er zur Begleitung mitgebracht, doch sie alle halten sich respektvoll im halbdunklen Hintergrund. Im Lichtkegel steht nur Ashcroft, mal mit Gitarre, mal mit Kippe, und zelebriert seine Hymnen. Kurz bleiben die Ansagen, gerade einmal den Titel des folgenden Songs nennt Ashcroft, dann lässt er die Musik sprechen. Gut, das hier ist der Kunstpark Ost, und keine Kathedrale; so verhindert die Akustik einer ehemaligen Fabrikhalle, dass die bittersüßen Symphonien die Herzen geradewegs himmelwärts heben. Aber so profan das Umfeld auch sein mag-wenn Richard Ashcroft singt,glitzert etwas; auch im Plastikbecher, am verklebten Zigarettenautomaten, hinter dem halb abgerissenen Plakat. „A Northern Soul“ nannten Verve eine ihrer Platten. Wäre der Titel damit nicht schon vergeben gewesen – wie gut hätte er zu Ashcrofts Tour gepasst. Geschult am voluminösen Gestus orchestraler Klänge, setzt Richard Ashcroft auf die Wirkung großer musikalischer Gesten. Die Sounds seiner Begleiter füllen den Raum mit den Nebeln der Melodramatik, jedes Stück löst ein kleines Zittern aus, egal, ob es von Ashcrofts Solodebüt „Alone With Everybody“ stammt oder von seinen Platten mit The Verve. Stets trägt seine Stimme den Song durch sämtliche Phasen – mal mit heiserem Soul, mal mit leuchtendem Pop, mal mit schmutzigem Rock. Ein begnadeter Sänger und ein begnadeter Songwriter. Hier passt zusammen, was zusammen gehört, www.richardashcroft.co.uk