Pretenders – Learning To Crawl; Pretenders – Get Close;

Pretenders ein Meisterwerk, Pretenders II ein Klassealbum, dazu ein paar tolle Singles – und über den Rest sei der Mantel des Schweigens gebreitet. So weit, so ungerecht. Nach dem tragischen Bruch in der Karriere der Pretenders am 16. Juni 1982 setzte sich Gitarrist James Honeyman-Scott den goldenen Schuss, zwei Tage zuvor war Bassist James Farndon wegen seiner Drogensucht gefeuert worden (er starb im April 1983)- kehrte Chrissie Hynde die Scherben zusammen, holte Robbie McIntosh(g) und Malcolm Foster (bg) in die Band und spielte mit ihnen, Pretenders-Veteran Martin Chambers (dr) und Gästen wie Billy Bremner, Tony Butler und Paul Carrack das kompakt rockende Learning To Crawl, 4,5 Sterne, ein, das von Sixties-Spirit und Punk-Drive gleichermaßen zehrte und mit fast durchweg großartigen Songs („Middle Of The Road“, „Back On The Chain Gang“, womöglich La Hyndes bester Song ever) aufwartete. Eine Band, ein Studio, ein Produzent, keine Kinkerlitzchen: Von diesem Konzept rückte Miss Hynde für das nach zweieinhalb Jahren Pause im Oktober 1986 erschienene Get Close 2,5, Sterne, leider ab: Das Gruppengefüge war aufgelöst, obwohl neben McIntosh nun T. M. Stevens (bg) und Blair Cunningham (dr) als Bandmates geführt wurden. Stattdessen trommelte Simon Phillips, bedienten Carlos Alomar und Bernie Worrell Keyboards (!) und Synthesizer (!!), zupften Bruce Thomas, Chucho Merchan und John McKenzie den Bass, wobei die Songs mit dem Begriff „unscheinbar“ noch freundlich umschrieben sind. Das Tüpfelchen auf dem i ist indes die extra-schlimme, weil typische 80er-Jahre-Produktion von Jimmy Iovine und Bob Clearmountain samtwabernder Keyboard-Schwaden und einem Drumsound, der klingt, als würden die Schlagzeuger auf nasse Säcke einprügeln. Einsames Highlight: „Don’t Get Me Wrong“, das prima auf jedes der Vorgängeralben gepasst hätte. Tiefpunkt: das vollsynthetische Hendrix-Cover „Room Full Of Mirrors“. Beide Longplayerwurden jetzt mit verbessertem Klang, etlichen Bonustracks – Demos, Out- und Live-Takes – sowie neuen Linernotes wiederveröffentlicht.

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