Priests

Nothing Feels Natural

Sister Polygon

Punkrock für Fortgeschrittene aus D.C. Aber das Tanzen dabei nicht vergessen!

Das Punk-, Hardcore- und Post-Hardcore-Erbe von Washington, D.C., wiegt schwer, nicht nur, weil sich dort Geschichte ballt, sondern weil vieles davon auch noch mit einiger politischer Bedeutung aufgeladen ist: Bad Brains, Minor Threat, Straight Edge, Dischord Records usw. usf.

Wer an diesem Ort eine Gitarre in die Hand nimmt, um eine Punk-gerootete Band zu gründen, stellt sich automatisch den Vergleichen. Das kann einen schon auch blockieren. Vielleicht ließ sich das 2011 gegründete Quartett Priests – drei Frauen und ein Buddy-Holly-Brillen-Boy an der mal feinsten Twang, mal Noise auf den Punkt entfachenden Elektrischen – auch deshalb so viel Zeit für ihr Debütalbum. Um sich erst einmal frei zu spielen. Der allzu klaren Linie zurück zum D.C.-Erbe verweigern sie sich durch Honky-Tonk-Klavier-Einsatz, stolpernde Beats, expressionistisches Saxofon, reinrassigen Surf(riot)rock („JJ“), supergroovy No Wave („Suck“) und einen astreinen nervous Postpunk-Breakdown gleich zu Beginn („Appropriate“).

Und mit Katie Alice Greers Stimme, die zuerst einen etwas penetranten Eindruck hinterlässt, aber sich nach kurzer Eingewöhnung überaus wandlungsfähig zeigt und zusammen mit dieser so effektiven Gitarre lange nachwirkende Melodiebögen durch diese borstige Musik zu tragen weiß, hat die Band auch einigen Pop­appeal. Und ja, Priests sind auch politisch. Während sie das auf der 2014er-EP „Bodies And Control And Money And Power“ allerdings noch mit zuweilen etwas stumpfem Bezug zum Protestfolk der 60er deutlich machten, versucht sich NOTHING FEELS NATURAL auf der Suche nach der politischen Aussage in fast allen Dingen. Die Arbeit, die dieses Album offensichtlich gemacht hat, hat sich genau so gelohnt wie die, die es machen wird, all seine Vorzüge zu entdecken.