Psychic Confusion von Stevie Chick
Umfassende bis ausufernde Biografie der Ur-Avantgarde-Rocker Sonic Youth.
Wie wirr, sozusagen wirrtuell, die Welt inzwischen ist, in der nichts passiert und alles und das meiste davon nur als Elektroimpuls und Datensalat und damit irgendwie doch, zeigt (wie erstaunlich passend) dieses Buch, das ursprünglich Ramones– und Nirvana-Biograf Everett True schreiben hätte sollen. Der hatte dann aber „keine Zeit“, also war „Mojo“-Autor Stevie Chick dran, derweil sämtliche Internethändler schon mal das Cover publizierten (mit dem Namen des armen Everett. der daraufhin mit Mails behagelt wurde, weil selbstverständlich auch schon Kritiken über das Buch,das noch gar nicht geschrieben war, im Netz kursierten. Sechs Erscheinungsdaten in zwei Jahren kamen und verstrichen, momentan gilt: Oktober 2008 (laut Amazon, wo man das Buch aber schon kaufen kann, second hand und verbilligt). Viele bestellten es trotzdem, hier und da. mal mit Erfolg (allerdings entschied eine undurchschaubare Lotterie darüber, ob man es als Hardcover oder Taschenbuch erhielt), andere nicht (weil „vergriffen“ oder „noch nicht erschienen“ oder halt irgendwas, derweil Stevie Chick Internetforen vollpostet mit dem verzweifelten Schwur, er habe das Buch wirklich geschrieben und es sei auch lieferbar: auf der Webseite des Verlags findet sich dazu allerdings nicht der allerkleinste Hinweis im umfangreichen Gesamtprogramm. Ist das alles nicht wunderbar, fast 50 wunderbar wie ein Sonic-Youth-Song und irgendwie eine Metapher auf deren Musik? Dass der größte Teil der Menschheit Musikerbiografien für unwerten Müll und sich lieber notfalls an Wikipedia hält, muss einen da allerdings auch nicht mehr wundern. In diesem Fall wär’s aber schade um die Mühe, die sich Chick gemacht hat, und es geht ja auch altmodisch: Man geht in einen Buchladen, nimmt das Buch, bezahlt und liest- so gut wie alles, was es zu erfahren gibt, von Kim Cordons früher LSD-Jugend über die wilden, abenteuerlichen 80er zwischen Auf- und Zusammenbruch (und zurück) bis in die vergleichsweise gesetzte Spät-„Jugend“ der Jetztzeit, wo dann auch dem Autor langsam der prosaische Saft ausgeht. Das macht nichts, es steht, wie gesagt, alles drin, was man wissen will, und einiges mehr, und wenn man das Such mal kriegt, ist es das auf jeden Fall wert.
>» www.sonicyouth.com
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