Quintett mit Brett

I ROCK BEWERTUNG: S EHE DSCOGRAFIE

AC/DC Box Set

EASTWEST Beim 1997 veröffentlichten AC/DC 5-CD-Set BONFIRE schieden sich die Geister: Die krude Mixtur aus Live-Material der Bon Scott-Ära (u.a. die New Yorker Radio-Session „Live From The Atlantic Studios“), wenigen unveröffentlichten Raritäten sowie dem kompletten BACK IN BLACK-Album enttäuschte vor allem jene, die weitaus interessantere Beiträge von den zahlreichen AC/DC-Bootlegs gewohnt waren. Auch an dem schlicht BOX SET betitelten Luxus-Paket mit 16 remasterten Albenoriginalen (minus STIFF UPPER LIP), verpackt in Hartkarton-Mini-Replicas der ursprünglichen Vinylausgaben, wird der eine oder andere AC/DC-Aficionado herumkritteln, denn bis auf das bislang nur im BONFIRE-Set erhältliche LIVE FROM THE ATLANTIC STUDIOS (mit knackigen Rockern wie „Hell Ain’t A Bad Place To Be“,“The Jack“ oder „Whole Lotta Rosie“) hält die ganz in Schwarz verpackte, mit silbernem Bandlogo versehene Kollektion keinerlei Überraschungen parat. Doch der mehrheitlich explosive Inhalt macht das mehr als wett. AC/DC. denen Kritiker gerne unterstellen, seit 25 Jahren immer wieder das selbe Album aufzunehmen, sind tatsächlich etwas Besonderes und haben möglicherweise-ohne den Rolling Stones zu nahe treten zu wollen -als einzige den Titel „Greatest Rock ’n‘ Roll Band On Earth“ verdient. Durchweg hochwertigen Stoff garantiert die Frühzeit der Aussies. Die ersten Alben -HIGH VOLTAGE (ein Zusammenschnitt der beiden ersten australischen LPs),DIRTY DEEDS DONE DIRT CHEAP, LET THERE BE ROCK und POWERA-GE – atmen jenen anarchistischen Spirit, der AC/DC von der lokalen Clubattraktion in den australischen Outbacks weltweit in die Stadien katapultierte. Die Kombination von Angus Youngs Gibson SG-Attacken, Bon Scotts rauherzliche Zweideutigkeiten über Sex und Alkohol, vor allem aber die spartanische Produktion von Vanda & Young lieferte zeitlos-spannende und knochentrockene Rocker der Güteklasse A. Darunter findet sich auch das erst 1984 mit zehnjähriger Verspätung veröffentlichte Mini-Album ’74 JAILBREAK mit fünf Songs, die zuvor nur auf den australischen Pressungen der Alben HIGH VOLTAGE und T.N.T. erhältlich waren. Kompakte Riff-Akrobatik wiejt’s A Long Way To The Top“, „T.N.T“. „Ain’t No Fun“,“Overdose“ oder“Sin City“ munden mit über zwei Dekaden auf dem Buckel immer noch so köstlich wie ein lange gelagerter Rebensaft -je älter, desto besser. Ein Großteil dieser knackigen Rock ’n‘ Roller findet sich heute noch im Live-Repertoire des Quintetts. Das letzte Studiowerk mit Sänger Bon Scott brachte dann den späten Durchbruch in den USA. HIGHWAY TO HELL ist ein Werk wie aus einem Guss, mit „Girls Got Rhythm“,“Touch Too Much“ und dem übermächtigen Titelsong als Singleauskopplungen. Erstmals zeichnete für den nunmehr vollsatten, aber auch deutlich kommerzielleren Sound Producer Robert John „Mutt“ Lange verantwortlich (der auch beim Follow-Up BACK IN BLACK an den Reglern saß). Das Jahr 1980 sollte sich dann als das schwerste, aber auch bis dato erfolgreichste Jahr für AC/DC entpuppen. Obwohl Anhänger des verstorbenen Original-Sängers Bon Scott noch heute über dessen Nachfolger lamentieren, erwies sich die Wahl Brian Johnsons als goldrichtig. Trotz leicht düsterer Grundstimmung warf der Longplayer – die erste Nummer 1 für AC/DC in Großbritannienen-mit kernigen 45ern wie „You Shook Me All Night Long“,..Back In Black“ und der Doppel-A-Seite „Rock r n‘ Roll Ain’t Noise Pollution“/ „Heils Beils“ gleich drei Chartrenner ab. Der Erfolg ließ sich mit der noch härteren Blaupause FOR THOSE ABOUT TO ROCK wiederholen. Nach ihrem Headliner-Auftritt beim britischen Schwermetall-Festival Castle Donington drifteten die Starkstrom-Rocker mit selbst produzierten Elaboraten wie FLICK OF THE SWITCH (’83) und dem zwei Jahre später erschienenen FLY ON THE WALL jedoch mehr und mehr ins stumpfe Macho-Metall-Fahrwasser ab-eine Sackgasse, die auch WHO MADE WHO, der eilig zusammengeschusterte Soundtrack zur Stephen King-Verfilmung „Maximum Overdrive“, nicht zu durchbrechen wusste. AC/DC steckten in einem Formtief, das auch nicht mit dem lauen ’88-er BLOW UP YOUR VIDEO zu kompensieren war. Mit dem von Bruce Fairbairn beaufsichtigten Album THE RA-ZOR’S EDGE gelang 1990 endlich wieder eine halbwegs vernünftige Songkollektion. Doch erst die in Fünfjahres-1 Abständen nachgeschobenen Werke BALLBREAKER C95) und (das in der Box nicht enthaltene) STIFF UPPER LIP (2000) präsentierten Angus Young und Co. wieder in gewohnter Qualität und Brillanz. Die beigelegten Tour-Mitschnitte IF YOU WANT BLOOD (mit Bon Scott) und die Doppel-CD AC/DC LIVE schließlich sind nett gemeinte Beigaben, doch den wahren, authentischen Live-Thrill vermitteln die rüde rockenden Herrschaften wohl nur in der Konzertarena.www.acdcband.com