Radiohead – I Might Be Wrong: Live Recordings :: Avantgarde-Rock: Irrlichtern
Wer hofft, für all die entgangenen Konzerte der sich tourneemäßig hierzulande gar so rar machenden Oxforder mit einem abendfüllenden Radiohead-Livedokument vergütet zu werden, muss seine Erwartungen schon wieder zurückschrauben: I Might Be Wrong ist ein Mini-Album, konzentriert sich zudem in der Songauswahl auf die letzten beiden „schwierigen“ Alben: Vier Stücke kommen von KID A, drei vom Nachfolger AMNESIAC, dazu kommt noch der bisher unveröffentlichte Song „True Love Waits“, Thom Yorke und seine Akustische, hübsch, aber kein auraler Überwältiger. Spektakulärer ist da schon der Rest: Radiohead live sind a) eine brillant eingespielte Band und b) keine Studioversionen-Herunternudler – schon allein, weil sich vieles von den neuen Alben gar nicht einfach so herunternudeln ließe. So entfaltet jeder Song ein Stück weit neue Identität, Dynamik abseits des Bekannten. „The National Anthem“ und „Dollars & Cents“ zeigen Yorke als brabbelnden, keuchenden, hyperventilierenden Vokal-Neurotiker in Hochform,“Idioteque“ elektrorockt noch trockener und wuchtiger als im Studio, während das wundervolle, von warmem E-Piano getragene „Like Spinning Plates“ eine schöne Alternative zur synthetisch zischelnden Album-Version bietet. Freundlich ist auch die für Live-Mitschnitte eher ungewöhnliche ökonomische Länge der Stücke. Allein „Everything In Its Right Place“ überschreitet mit Yorkes irrlichternder, elektrisch zerhackter Stimme in einem spukigen Crescendo die Sieben-Minuten-Marke.
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