Ray Davies – Other People’s Lives

Die Kinks sind tot, doch der König lebt. Die Live-CD STORYTELLER, die Autobiographie „X-Ray“. die Kurzgeschichten-Sammlung „Waterloo Sunset“, dazu Auftragswerke für Rundfunk, Fernsehen und Festivals, Konzerte und Ehrungen, die Arbeit am Musical „Come Dancing‘-. Ray Davies hatte gut zu tun nach dem Split seiner Band. Doch erst jetzt – 13 Jahre sind seit dem letzten Kinks-Studiowerk Phobia vergangen – erscheint ein Album mit neuen Davies-Liedern, zugleich das erste „richtige“ Solowerk des Mannes, der neben John Lennon und Pete Townshend als begnadetster Songschreiber Albions gilt, als präzise beobachtender. Liebevoll kommentierender Chronist des „british way of Life“ – und als Inspirationsquelle für viele große Bands. Zum Beispiel: Clash, Jam, Blur, Oasis, Libertines. Und Other People’s Lives ist ein richtig gutes Album geworden, allerdings eines, das man gerne noch besser finden würde obwohl hier scheinbar alles stimmt. „Things Are Gonna Change (The Morning After)“ ist ein groflartiger, düster twangender Opener, „The Getaway (Lonesome Train)“ eine anrührende Meditation über Tod und Vergänglichkeit, „The Tourist“ eine sardonische Suada über die Spezies Urlauber: „Just another tourist checkin ‚out the slums / With my plastic Visa, drinkin‘ with my chums.“ Typisch Davies. Wird in New Orleans von einem Räuber ins Bein geschossen und singt jetzt, zwei Jahre später: „Let’s go to the Mardi Gras.“ Selbstironie? You bet. „Creatures Of Life“ hätte genausogut auf eine Kinks-LP der späten 70er gepaßt hätte wie „Next Door Neighbours“ oder „Is There Life After Breakfast?“ auf eine der späten 60er. „Stand Up Comic“ swingt lässig, „Over My Head‘ groovt cool, der sanfte Flow des Titeltracks steht im krassen Gegensatz zum Text, einer ätzenden Tirade auf Tabloids. Paparazzi und B-Promis. Der Meister zieht alle Register, lyrisch wie musikalisch. Wo also hakt’s? Wollte er zuviel? Klingt Other People’s Lives deshalb so heterogen, phasenweise gar ein wenig bemüht? Egal. Die Nachricht ist: Ray Davies hat neue Songs geschrieben. Ain’t that good news?

www.raydavies.info