Ray Davies – Working Man’s Café
Er ist immer noch und immer wieder der stets auf Distanz bedachte Beobachter der Zeitläufte – wie man ihn noch aus der Ära von „Dedicated Follower Of Fashion“ oder „Waterloo Sunset“, von Village Green Preservation Society oder Muswell Hillbillies kennt und schätzt. Jener „Imaginary Man“, der im „Working Man’s Cafe“ seinen Gedanken nachhängt, im anrührenden „One More Time“ noch einmal am Pier entlangschlendert und an verflossene Lieben denkt, einer, der sich nach „Peace In Our Time“ sehnt, der in „Vietnam Cowboys“ die Anything-goes-Attitüde der Globalisierung geißelt und dem sich zuguterletzt nur noch eine einzige, indes nicht zu beantwortende Frage stellt: „Where is the real world?“ Die Rede ist von Ray Davies und Working Man’s Café, seinem nach dem vor 18 Monaten erschienenen other people’s lives zweiten Solowerk-das autobiographisch gefärbte Live-Album Storyteller lassen wir mal außen vor-, das gewiss keinen enttäuschen wird, der das Schaffen des mittlerweile auch schon 63-Jährigen seit Jahr und Tag verfolgt. Die zwölf in Nashville aufgenommenen und in den Konk-Studios im Norden Londons abgemischten Tunes sind wieder einmal typische Davies-Songs: Grundiert von britisch-vergrübelter Schwermut, aber auch durchzogen von einer gewissen Nonchalance, die er sich wohl in seiner amerikanischen Wahlheimat angeeignet hat, dekliniert er in diesen Liedern noch einmal all seine Lieblingstopoi durch und bedient sich für die musikalische Umsetzung bei Pop und Rock, zaubert aber auch mit Bläsern, Akkordeon und Chor veredelte Dancehall-Singalongs aus dem Hut („Morphine Song“), lässt es verhalten-düster grollen („The Voodoo Walk“), lässig swingen, straight rocken („Hymn For A New Age“) oder balladesk beben. Und am Ende dieser 50 Minuten wird man gewahr: Wir sollten uns freuen, dass es Ray Davies gibt. Denn wir haben nicht mehr viele wie ihn.
www.raydavies.com
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