Rhythm & Sound w/Tikiman – Soundclash

„Das ist aber langweilig“, faßt ein Freund seinen ersten Eindruck zusammen. Dieser Mensch, nennen wir ihn Gero, hat eine geradlinige Alternative-Sammlung, ein wenig Hardcore, etwas Portishead und eine Handvoll Reggae, sprich Bob Marley und Peter Tosh. Dadurch, dachte ich, könnte ich ihn zu dieser Musik bekehren. Wobei der Mißerfolg nicht wirklich überrascht, denn er hat Gründe. Es liegt daran, daß die einzelnen Stücke schon durch ihre Lange das eingeführte Songformat sprengen und zudem jedem Track eine Version folgt, sprich: das ganze nochmal instrumental, wodurch dieser Tonträger für den unvorbereiteten Hörer eine Aneinanderreihung zehnminütiger Epen darstellt. Und es liegt daran, daß es genausowenig Dub ist, wie Alec Empire Hardcore. Sprich: digital. Oder deutlicher: Techno. Hinter Rhythm & Sound stehen Marc Ernestus und Moritz von Oswald, zwei in Berlin ansässige Protagonisten der elektronischen Musik. Ihre Vergangenheit als Betreiber von Basic Channel und Gegenwart mit Chain Reaction verortet sie auf einer Höhe mit Größen wie Richie Hawtin oder Jeff Mills, die allesamt den Minimalismus im Techno zur Vollendung geführt haben. Doch während sich bei den Nordamerikanern in Klang und Struktur stets Detroit, bzw. Techno festmachen läßt, bei der Kölner Szene um Mike Ink/Profan House großgeschrieben ist,führen Ernestus und von Oswald die repetitive Musik immer mehr auf ihren Ursprung zurück. Und der heißt Dub, in diesem Fall sogar Reggae. Denn -Sakrileg und Revolution zugleich auf den langsamen verhallten Beats und dem warmen digitalen Knistern toastet und singt ein leibhaftiger Mensch, eben Tikiman, ein aus der Dominikanischen Republik stammender Reggae-Vokalist. Ein ebenso logischer wie gelungener Schritt, der zu einer faszinierenden Platte führt, die die Dubheads wie die Technohörerschaft gleichermaßen verwirren dürfte. Keine Innovation ohne Irritation.