Richard Thompson – Hand Of Kindness

Eigentlich ist Richard Thompson ein hoffnungsloser Anachronist. Noch immer schreibt er seine Songs primär für sich, noch immer hat er nicht gelernt, auf den Geschmack des Massenpubhkums vor den Videoschirmen einzugehen Deshalb ist er noch immer kein Star, obwohl seine Lieder zeitlosen Bestand zeigen, seit nunmehr 15 Jahren.

HAND OF KINDNESS ist Richard Thompsons erste „Solo-LP“ seit der Scheidung von seiner Frau Linda Die Trennung hat ihn einerseits fröhlicher und selbstbewußter werden lassen Das schlägt sich beispielsweise nieder in den fidelen oder ausgelassenen Nummern, in wirbelnden Akkordeon-Läufen, in Cajun-Rhythmen und in messerscharfen Saxophon-Passagen.

Andererseits verursacht die Zerrüttung einer so langen Beziehung bekanntlich Schmerz, Trauer, Zweifel und Verzweiflung – Gefühle, die ihren Niederschlag in den langsameren Nummern finden, vor allem in Richards unaufdringlichem, doch unnachahmlichem Gitarrenspiel HAND OF KINDNESS beinhaltet „nur“ acht Stücke, die allerdings sind entsprechend länger und bieten Richard Thompson den nötigen Raum, um seine neugewonnenen Kräfte zu entfalten. Richards Gitarre, wie gewohnt ein elektro-akustisches Breitband-Energiefeld, bildet das satte Zentrum des Sounds; die Besetzungshste nennt nur Klassenbeste Simon Nicol, Dave Pegg und Dave Mattacks (alle irgendwann mal bei Fairport Convention), Pete Thomas (Joe Jacksons Jumpin‘ Jivers) plus Bobby King und John Hiatt aus Ry Cooders Band im Backup-Chor; produziert hat Richard Thompsons alter Freund Joe Boyd. Ein Klassiker, der keines vordergründigen Superlativs bedarf.