Rick James – Street Songs

Keine Frage, wir sind mit STREET SONGS verdammt spät dran, aber jetzt rückt uns das Phänomen Rick James auch hierzulande immer näher. STREET SONGS ist so heiß, daß man sich leicht dran verbrennen kann. Nach GANG WAR von Prince Charles und General Caines GET DOWN ATTACK definitiv das schwerste Geschütz einer schwindelerregenden Street Funk-Rekonvaleszenz. Rick James hat sein fünftes und bestes Album all jenen gewidmet, die die maroden Reaganomics kaum überleben dürften. Lamentiere bloß keiner, daß das Protestpotential seit Vietnam auf Tauchstation gegangen ist. Klartext:

„… on the eastside where I started/ singing on the corners/hanging out with all the hoodlums/pass the Joint!/now the love I find’in the city is such a crying pity…“ Rick James glorifiziert den urbanen Guerilla in seinem Umfeld aus Halt- und Hoffnungslosigkeit. Seine Helden sind Hehler und Alkoholiker, Zuhälter und Zwangskriminalisierte, aus deren Trauma die Träume bis in den Himmel wachsen.

„…hey mr policeman, I saw you shoot my good friend down/he was just having fun/ checking out one & one/it’s a shame & disgrace/every time you show your face, somebody dies man…“Höchste Zeit zu türmen also, Polizeifunk-Geschwafel unterbricht den Song, Break und dann ein sardonischer Epilog“ „… I’d rather be a larmer than a police…“ „Schnodderig, linkisch und rotzfrech spielen James Desperados ihren Part, zügellos wie Himmelsstürmer nun mal sind. Und hey, es gibt auch zwei Balladen für all die brothers, die mit ihren Bräuten in der Patsche sitzen. Sex nicht aus’m Sexualkundeunterricht, sondern von der Straße: „…taste so good to the very last drop/you on bottom and me on top…“ Zugegeben, die männlich-unbeirrbare Hybris schimmert schon mal durch.

In STREET SONGS hat Rick James alles hineingepumpt, was die resolutesten Funk-Kohorten einst zum Sieden brachten. Wie Bootsy oder Larry Graham rupft er seinen Rick (enbakker) und die Kulisse bildet reinstes P-Funk-Elixier. STREET SONGS gebührt den hartgekochtesten Funkateers und Rick James Ghetto-Sensibilität könnte George Clintons hinreißenden Space-Nonsens bald aus seiner Vormachtstellung kippen.