Rickie Lee Jones – Girl At Her Volcano

Eine besondere Plätte von Rickie Lee: 5 cm kleiner als eine normale LP, nur mit einer neuen Eigen-Komposition. Ansonsten Cover-Versionen – live und aus dem Studio. „Ich hatte sieben oder acht Songs, die ich wirklich machen wollte, nicht genug für eine 30-cm-LP“, begründet die exzentrische Amerikanerin ihr überraschendes Vinyl-Projekt nach zweijähriger Pause.

„Da diese Platte hauptsächlich aus Balladen und alten Songs besteht, warum sollten wir sie also nicht im Format alter Jazz-Platten, auf 25 cm, rausbringen? Außerdem sollte sie nicht als drittes Rickie-Lee-Jones-Album angesehen werden, sondern als etwas Spezielles. Ich werde in Zukunft keine Cover- Versionen mehr machen “ Bei der Songauswahl für dieses Intermezzo ging Rickie Lee Jones zu den Wurzeln ihrer Musik zurück: Cool-Jazz. Swing und Motown. „Lush Life“ von Billy Strayhorn, live am Piano vorgetragen, mit dezent aufbauender Band-Begleitung, bekommt Züge einer autobiografischen, intensiven Lebensbeichte. Erzählungen über Typen, Gestrandete, Ausgestoßene im Rinnstein unserer Wohlstandsgesellschaft.

Rickie Lee kennt sie, singt wie eine von ihnen. Gebrochen, exzessiv. Man fühlt sich in einen „mystischen, verschmuddelten Jazz-Laden von vor 30 Jahren“ versetzt, wie der „New Musical Express“ einst urteilte.

Den alten Motown-Hit „Walk Away Rene“ eröffnet Rickie Lee, die auch als Produzentin fungiert, mit dem Instrumental „Letters From The 9th Ward“. Perfekt formt sie den Motown-Standard zu einem neuen Song in ihrem typischen Swing-Cooljazz-Rock-Feeling. Gelungen auch die Interpretation des Oldies „Under The Boardwalk“, bei dem Rickie Lee im Duett mit einem männlichen Kollegen brilliert. Leicht exaltiert dann Tom Waits „Rainbow Sleeves“, wo hingegen die Neil-Larsen/Lani Hall-Ballade „So Long“ im orchestralen Gewand wunderschön klingt.

Zum krönenden Abschluß dann wieder Rickie Lee live am Piano Erzählend-singend. Eindringlich Verwirrend.