Roger Daltrey – Under A Raging Moon

Veteranentreffen – nein danke!! „The Who“ live anläßlich des Live-Aid-Treffens … nun ja, darüber breitet man tunlichst den Mantel allergnädigsten Schweigens. Die andere Möglichkeit, diesen erinnerungsschädigenden Eindruck vergessen zu machen: Die neue, insgesamt – BEST HITS-Kompilation und McVICAR-Soundtrack mitgerechnet – siebte LP des blonden Sängers aus London.

Erwarte niemand, daß der Mikrofonschwinger und Teilzeit-Schauspieler mit „novelty songs“ daherkommt. Daltrey ist ein eingefleischter Traditionalist, der sich in dem Koordinatensystem von Rock, R&B und Blues bewegt. Wie der 41jährige Mod- Schreier das in diesem LP-Falle tut, zollt unvoreingenommenen Hörern Respekt ab.

Schon bei der Auswahl des Songmaterials – unter den Autoren: Russ Ballard, Bryan Adams, John Parr und Chris Thompson – bewies der Solist heuer eine glücklichere Hand als im letzten Jahr bei PARTING SHOULD BE PAINLESS. Allein der Pete Townshend-Beitrag „After The Fire“, mit dem das 10- Song- Angebot beginnt, setzt Maßstäbe: Zu langgezogenen Keyboardlinien steigert sich Daltri in seinen pathetischen Vollblut-Gesang: „the heart grows older but never ever learns… „

Nach dieser maßgeschneiderten Overtüre kann eigentlich nichts mehr schief gehen: schnelle, vollfette Gitarren („Don’t Talk To Strangers“), sparsam ausgestattete Slide- & String- Balladen („The Pride You Hide“), elektronische „Baba O’Reilly“- Reminiszenzen („Rebel“), wirkungsvoll gesetzte Hintergrundstimmen („It Don’t Satisfy Me“), voluminöser Schlagzeug-Donner und immer wieder diese packende High- Voltage- Stimme.