Roxy Music

Flesh And Blood

Beatles (EMI)

Um diese LP richtig beurteilen zu können, muß man wissen, daß es immerhin neun Jahre her ist, seitdem Roxy Music als bizarres Unternehmen ambitionierter Avantgardisten und Nicht-Musiker die Szene betraten. Schon ihre dritte LP, FOR YOUR PLEASURE, war geprägt von Ferrys gelegentlichem Hang zur Melancholie. Ganz davon übermannt war sein bisher letztes Solo-Album, THE BRIDE STRIPPED BARE, und genau daran erinnert mich oft die Stimmung auf FLESH AND BLOOD. MANIFESTO, erstes gemeinsames Produkt der Band nach vier Jahren und voriges Jahr veröffentlicht, fiel musikalisch nicht so einheitlich aus, bot dafür aber doch noch mehr instant kicks. Ferry, der sich inzwischen konsequent von jeder abstrakten Soundmalerei lossagt, zieht heute eingängige, nahezu mit Akribie produzierte Stücke vor. Vielerlei Keyboards, in Patchworkmanier zusammengefügt, bestimmen die Mehrzahl der Songs. Die LP ist bestimmt von einer perfekten, zugegeben, aber eher anonymen Soundwand. Das ließe eventuell darauf deuten, daß Gitarrist Phil Manzanera, Andy Mackay (Saxophon und Oboe) und Drummer Paul Thompson ihre persönlichen Ambitionen hier eher versachlicht haben. Es gibt allerdings einige schöne, wenn auch kurze, Saxophonpassagen von Andy. Die „heavieste“ Gitarre auf dieser LP spielt Bryan übrigens selbst: er schlägt für den Titelsong ein paarmal kräftig in die Saiten des neu erstandenen Instruments.

„Flesh And Biood“ bleibt auch das rohste Stück (soweit dieser Begriff überhaupt angebracht ist) der LP. Mit am besten fiel Wilson Picketts alter Soultitel, „Midnight Hour“ aus, weil er auch in der RM-Version eine ganze Menge Atmosphäre vermittelt. Der zweite Oldie im Repertoire ist übrigens „Eight Miles High“, einst ein Hit der Byrds, hier nun eine mit Hingabe interpretierte und mit vielen Stimmechos verzierte Neuauflage. (Golden Eairings Version bleibt trotzdem unübertroffen). „Rain Rain Rain“ erinnert in der rhythmischen Monotonie des Intros stark an „Love is The Druf von der LP SIREN, Andys Saxophon klingt nahezu identisch. „Same Old Szene“ basiert auf geschmackvollem Discobeat in Verbindung mit sphärischen Keyboards und Vocals. Bestimmt wird das Album durch Bryans konsequente Hingabe an melancholische, in sich gekehrte Bailaden und ausgeklügelte Studio-Perfektion. Seine musikalischen Werte sind heute eben konservativer Natur. So betrachtet, ist dies ein ernstzunehmendes (Bryan Ferry)-Album.