Roxy Music

Siren

Beatles (EMI)

Um ehrlich zu sein: Nach dem ersten Anhören der neuen Roxy-LP war ich ziemlich enttäuscht. Der erste Eindruck war: eintönig. Aber es stimmt: Je mehr man sich einer Sirene nähert, desto schneller wird man von ihr eingefangen. Ich betrachte also Roxy als männliche Sirene und taste mich so lange heran, bis sie mich schließlich gepackt hat. Solange sie die Zuhörer mit ihrem Schlenker-Rock ganz einfach mitzogen, war jeder natürlich sofort dabei. Heute verlangen sie, daß man auch mal ruhig sitzenbleibt und zuhört. Nach diversen Solo-Ausflügen kommt jetzt – ganz klar – der Wunsch nach musikalischer Selbstbestätigung. Gitarrist Phil Manzanera will jetzt natürlich auch innerhalb von Roxy von seiner experimentellen Ader profitieren, und Brian Ferry hat sowieso sein Faible für den ruhigen Song entdeckt. Der dekadente Touch schwimmt mittlerweile nicht mehr direkt an der Oberfläche, sondern ist heute komplizierter verpackt. Die Raffinesse liegt oft in der aufreizenden Monotonie der Songs. Wer Roxy etwas lebhafter mag, der höre sich am besten erst einmal die zweite Seite zum „Einsteigen“ an. Und wer nach „End Of The Line“ und „Sentimental Pool“ auf der A-Seite meint, Brian Ferry sei total in Schwermut versunken, der erlebt zum Schluß mit „Whirlwind“ sein blaues Wunder: Da sind sie wieder, die alten Roxy-Musiker, die so ungeheuer loslegen … Gott sei Dank! Hoffentlich nicht zum letztenmal.