Roy Buchanan – Live Stock

Erst als Geheimtip, dann als Wahnsinns-Gitarrist apostrophiert, um den sich angeblich sogar die Stones bemüht haben sollen ; mit solchen und ähnlich nichtssagenden Werbesprüchen wurde Roy Buchanan bei uns gepusht. Am besten, man ignoriert solche Aussagen und konzentriert sich stattdessen auf das, was über die Boxen aus den Rillen kommt, und das ist etwa folgendes: überwiegend Blues! gespielt von einem technisch perfekten Gitarristen, der kein besonders guter Sänger ist. Wenn ich „technisch“ perfekt sage, meinem ich nicht zwangsläufig „kalt“ oder ohne Feeling. „Roy’s Bluz“ zum Beispiel zeigt einen Blues-Fetischisten, wie er dem Handbuch für weiße Blues-Musiker entnommen sein könnte. Die Betonung liegt aber wie gesagt auf „weiß“, denn authentischer Blues ist das nicht, kann es auch nicht sein; dafür packt Roy Buchanan zuviel Verspieltes in seine Musik. Was man Clapton vor einigen Jahren auf dem Höhepunkt seiner Cream-Karriere vorwarf, trifft bereits nach der fünften LP auch für Buchanan zu: Sich nämlich laufend selbst zu reproduzieren, d.h. unbestreitbar gekonnte Riffs (oder Gags?) am Fließband herzustellen. Das führt einerseits zum unverwechselbaren Buchanan Sound, aber auch zu vorzeitigen Ermüdungserscheinungen beim Hörer vielseitig ist Buchanan nämlich wirklich nicht. Trotzdem mag ich diese LP, weil es nämlich, solides Handwerk ist. Man möge mich aber bitte verschonen mit emotionalen, also unsachlichen Äußerungen wie „Wahnsinns-Gitarrist“ und dergleichen.
Mehr News und Stories