Sandy Dillon – Electric Chair :: Bizarr
Auch ein Kompliment: Ihr ehemaliger Manager sagt über Sandy Dillon aus Boston, sie sei „sehr begeisternd, aber leider ihrer Zeit um fünf bis zehn Jahre voraus“. Vielleicht hat auch ihre ehemalige Plattenfirma aus diesem Crund ihre beiden schon lange aufgenommenen Alben immer noch nicht veröffentlicht. Dabei ist die Musik von Sandy Dillon zwar außergewöhnlich, so völlig neu aber nun auch wieder nicht: Tom Waits und Captain Beefheart mach(t)en ähnliches schon seit/vor eineinhalb bis zweieinhalb Jahrzehnten. Doch soll diese Feststellung keinen versteckten Plagiatsvorwurf darstellen: Sandy Dillon offenbart auf ihrem Debütalbum (das ja eigentlich ihre dritte LP ist, hallo „Cuinness“-Buch) genug Potential, um sich im nicht einmal so großen Kreis der Weirdo-Blueser Raum und Respekt zu verschaffen. Mit der weiblichen Variante des Gruft-Gekreisches ihrer beiden Vorbilder schleppt sich Sandy durch die immer hochwertigen Kompositionen von ELECTRIC CHAIR, die sämtliche US-Roots vom Vaudeville-Piano über die Indianer-Trommel bis zur verstimmten Dobro verschluckt haben und sie nun halbverdaut und fast zersetzt wieder ausspucken. Mit Vehemenz und auch mit Würde zelebriert die wilde Lady diesen Rudimentär-Biues-Folk so mitreißend, daß ihr sicherlich eines der begeisternsten Debütalben des Jahres gelungen ist.
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