Screamin‘ Jay Hawkins – At Last
Der wahre und einzige König des Voodoo Blues gackert und brüllt wieder. In den letzten Jahrzehnten war der ehemalige Boxer, der 1956 mit seinem Riesenhit „I Put A Spell On You“ die konservative amerikanische Musikwelt gehörig verschreckt hatte, weitgehend in der Versenkung verschwunden. Doch Screamin‘ Jay ist noch immer gut bei Stimme: Er quäkt, grunzt, stottert, pfurzt und röchelt so gutgelaunt, daß es eine wahre Freude ist. Manchmal nimmt er sich auch selbst auf die Schippe oder zitiert eigene frühere Textzeilen. Seine Band, in der die beiden „Muscle Shoals“ Roger Hawkins und David Hood mitmischen, tun ein Übriges, um seine schmierigen Rhythm-Blues-Songs schön „old-fashioned“ und widerborstig klingen zu lassen. Ohne seine ausgeflippte Live-Show, in der er mit Totenkopf-Voodoostock auf der Bühne herumhopst und Plastik-Hühner stranguliert, wirkt der gute alte Hawkins zwar nur halb so verführerisch. Dennoch gehört AT LAST zu den überzeugendsten Alben seiner gesamten Karriere. Denn erstens klangen seine Songs noch nie so abwechslungsreich und cool. Zweitens waren alle Beteiligten mit hörbarem Spaß bei der Sache. Und drittens ist Screamin‘ Jay Hawkins einfach ein Mythos, der sich selbst gehörig feiern darf. Was er auch ausgiebig tut, manchmal bis zum Exzess und mit ironischem Unterton. Erstaunlich: Während manche Newcomer schon wie ein Relikt aus früherer Zeit wirken, klingt der fast 70jährige Voodoo-Priester so jung wie eh und je. Selbst, wenn er sich am ausgelutschten „I Shot The Sheriff“ vergreift.
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