Scumbag Philosopher :: It Means Nothing So It Means Nothing

Words On Music/Broken Silence

Auch deine Pop-Helden müssen sich den Hintern abwischen. Oder: Catchy Post Punk mit philosophischem Subtext

Kann Philosophie sexy sein? Das ist ungefähr die Frage, die Richard David Precht jetzt als Bürgerphilosoph im Volksmedium Fernsehen behandeln darf. Die Diedrich Diederichsen schon vor über 30 Jahren in einem „Sounds“-Text namens „Hegels Milzbrand“ berührte und die auch im Subtext dieser Albumveröffentlichung zu finden ist. Da wäre der Verweis auf Dylans fliegende Textblätter aus dem berühmten „Subterranean Homesick Blues“-Video von 1965 im Bandfilm auf der Scumbag-Homepage, der Nietzsche-Kopf auf dem Back-Cover der CD und das knackige Stück Pop-Art, das die Band aus Norfolk zum Thema „Gott ist tot“ produziert hat („God Is Dead So I Listen To Radiohead„). Radiohead kann man in diesem Fall getrost durch Gang Of Four, Wire oder The Fall ersetzen, der entschieden harsche Gitarrensound, die gesunde Postpunk-Härte, die daherkommt, als wäre sie eine Antwort auf das politische und ökonomische Klima im UK der späten Siebziger und frühen Achtziger, setzen die zentralen Signale. Text und Schrift sind, Dylan vergleichbar, wichtige Elemente dieser schönen, knorrigen, manchmal tanzbaren Musik, die von Sänger Grant Madden und seiner Call-and-Response-Partnerin Anne Reekie in Form gebracht wird. Die Themen stehen überlebensgroß im Raum, ein zynischer Beitrag zum Social Networking, ein kopfschüttelnder zur Celebrity-Kultur. Wahrscheinlich werden Scumbag Philosopher die einzige Band bleiben, die jemals einen Song geschrieben hat, in dem Courtney Love ihr Fahrrad auf dem Hof repariert und U2s Bono über seine Rente nachdenkt (Wisse: auch deine „Heroes At Home“ müssen sich den Hintern abwischen). Der Scumbag-Philosophie-Grundkurs für Anfänger ist dann schon wieder ironisch gemeint: „You need to develop self confidence, let guilt be our teacher and let love be the lesson we learn.“

Key Tracks: „Tickbox Exercise“, „Scumbag Philosopher“, „God Is Dead So I Listen To Radiohead“