Selig – Hier:

Bereits mit seiner zweiten Single („Wenn ich wollte‘) landete das Hamburger Quintett – unter tatkräftiger Mithilfe von Viva und MTV – einen Überraschungscoup. Das dazugehörige Debütalbum von Selig kletterte bis in die Top 40. Die Medien feierten eine neue deutsche Rock-Hoffnung, zum Teil faselte man gar von den „deutschen Spin Doctors“. Da ist der Erwartungsdruck was den Nachfolger betrifft natürlich groß. Doch Selig sind in diesem Fall nicht nicht die geistig Armen. Geschickt servieren die jungen Herren Jan, Stoppel, Malte, Leo und Christian – das Erfolgsrezept des Vorgänger klar vor Augen – psychedelisch angehauchten, verschleppten 70erlahre-Rock. Da schrammelt relaxt eine verstimmte Gitarre und da stolpert ein trockenes Schlagzeug während im Hintergrund wahlweise eine Schweineorgel quäkt oder eine Sitar klingelt. Das wäre alles schön und gut, würde es Sänger Jan mit seinem betont lasziv gestöhnten Zeitgeist-Lyrics nicht gelegentlich übertreiben. In kleineren Dosen wirken seine Texte aus dem Handbuch für Slacker und Twentysomethings gerade noch verträglich, doch spätestens wenn er vom ‚Arsch einer Göttin‘ deliriert, wünscht man sich nichts seliger als englischen Gesang.