„Shooting at the Moon“ – Kevin Ayers
Kevin Ayers neueste LP „Shooting at the moon“ hat sich weitgehend von seinei ersten, die eher lyrische „Joy of Toy“ entfernt. Man ist auf eine Art experimentell geworden, die einmalig zu nennen ist. Klangeffekte werden aufnahmetechnisch durch verschiedene Bandgeschwindigkeiten erzielt und diese prägen im grossen und ganzen das Thema der neuen Platte. Zugegeben, es ist keine LP nach dem Allerweltsgeschmack, jedoch Freunde von „Stockhausen“ werden mit dieser neu eingeschlagenen Richtung zufrieden sein und dürften ihre Freude daran haben.
Aber erst die neue Besetzung garantierte diese futuristischen Klänge. Neu hinzugekommen ist Lol Coxhill, der für die Tenor-, und Baritonsax-Passagen verantwortlich ist, Mick Finscher, Schlagzeug, und Mike Oldfield, Bass. David Bredford, Orgel & Piano, der auf der ersten nur eine beratende Funktion erfüllte, ist diesmal als vollwertiges Mitglied mit von der Partie. Diese fünf Leute inclusive Kevin Ayers bilden den Grundstamm und lieferten die musikalischen Ideen. Um das Ganze abzurunden, wirkten noch Robert Wyatt, Mike Ratledge, ein Chor und Peter Jenner mit, der half, die Platte zu produzieren. Eine umfangreiche und leistungsfähige Mannschaft, welche jedoch auf der Platte nicht so recht zur Geltung kommt.
Die LP ist in 4 grosse Themen unterteilt, diese sind fortlaufend und miteinander verbunden. „May I“ ist unterteilt in „Reinhard & Geraldine“ und „Colores Pora Dolores“. Die Passagen von „Lunatics Lament“, die den zweiten Teil auf der ersten Seite ausmachen, und die denn nachher in „Pisser dans un violin“ übergehen, gefallen mir am besten. Man wird nicht so plötzlich und ohne Vorbereitung in eine diffuse von normalen Klangbildern völlig abweichende Musik hineingestossen. Man zeigt Verständnis für den unwissenden Zeitgenossen und führt ihn langsam Schritt für Schritt in die fantastische Welt der Klänge. Es ist auch Gitarrentechnisch der beste Teil dieser LP. Nun, Kevin Ayers war nicht umsonst bei „Softmachine“.
Das erste Stück auf Seite 2 ist wiederum unterteilt in 4 Themen. „The Oyster and the flying Fisch“, „Underwater“, „Clarence in Wonderland“ und „Red, green and you blue“. Man muss es wieder als Ganzes betrachten, denn es gibt keine Schnitte und die einzelnen Themen laufen nahtlos ineinander über. Im ersten Teilstück wird Kevin Ayers im Gesang von Bridged St. John unterstützt. Es ist ein einfaches Liedchen, welches im zweiten Teil durch aufgelöste Klangfiguren klarmacht, wie simpel Musik im Grunde sein kann. „Clarence“ kommt auch erst über den Umweg eines in nicht festen Bahnen verlaufenden musikalischen Gefüges in sein „Wunderland“.
Wer auf den Mond geschossen wird, ist klar. Es ist die alte, sich an strukturellen Schemen festhaltende Musik. Kevin hat sie über Bord geworfen und diese LP für eine Minderheit produziert, die aber andererseits gross genug ist, um den Erfolg dieser Platte zu garantieren.
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