Sigur Ros –

Protestrock gefällig? Bitteschön. Das dritte Album von Sigur Ros trägt tatsächlich diesen mehr als rätselhaften Titel. Das ist aber immerhin etwas. Denn die Songs sind alle ganz und gar unbenannt. Was wiederum irgendwie verständlich ist, denn genau genommen reihen sie sich wie bei einem überlangen Epos aneinander, nahezu bruchlos zudem. Ja, das muss man Prog-Rock schimpfen – nur mit weniger Rockanteil als gewohnt. Wären keine Gitarren im Spiel, könnte man sogar von Klassik sprechen. Der große Unterschied zum beeindruckenden Vorgänger AGAETIS BYRJUN besteht darin, dass die plötzlichen Ausbrüche sonischer Gewalt weggefallen sind. Die Gitarre klingt jetzt mehr wie eine leicht unwirsche Geige. Es sind mehr Orgeln zu hören, die den spacigen Charakter erhöhen. Sänger Jon-Thor Birgisson weint dazu hartnäckig, mitunter enervierend. Die Konsequenz, mit der die Band vorgeht, ist durchaus bewundernswert. Doch leider hat man es mit der frisch gewonnenen Freiheit im eigenen Studio dann doch übertrieben. Es gibt nur einen Track, bei dem sich etwas einprägt (der, in dem Birgisson immer etwas von „desire“ singt). Der Rest wird oft lang und länger, ohne dass es zu Variationen kommt. Deshalb ist aber noch nicht alles verloren. Gerüchten zufolge haben sich Sigur Ros parallel zu den Aufnahmen dieser Platte mit der Vertonung antiker isländischer Gedichte beschäftigt. Das lässt hoffen. So ein Gedicht ist nämlich ein kompaktes Schriftstück.

www.sigur-ros.com