Silbermond

Laut gedacht

Sie galten als Profiteure der neuen deutschen Rockmusik. Mit ihrem zweiten Album nehmen die Sachsen das Heft in die Hand.

Man kennt das Gerede inzwischen. Vom ach‘ so schwierigen zweiten Album. Von den Zweifeln, ob die es auf Dauer auch packen können. Vom Gerücht, die seien bloß ein Anhängsel von irgendwelchem Dingsda. Jetzt geben Silbermond die passende Antwort. „Wenn alle anderen am Ende sind, fangen wir erst an“, lautet die Kampfansage von Sängerin Stefanie Kloß. In der Tat hat man bei den 15 Songs nie das Gefühl, die Band aus Bautzen hätte sich bei der Produktion irgendwie abgequält. Unter der Regie der Stammproduzenten Ingo Politz und Bernd Wendtland ist ihr vielmehr ein beherztes Rockalbum ohne Durchhänger gelungen. Lediglich bei „Unendlich“ sind den vier Musikern die Pferde durchgegangen, wird es einmal zu groß und bombastisch. Sonst ist man überrascht. Wie oft wünscht man sich von deutschen Bands weniger blasierte Dichter- und Denkermentalität und dafür mehr Humor und Bereitschaft zur Selbstveralberung? „Schick Love“, ein Song über SMS-Dating, erwidert dieses Sehnen mit fast schon frappierender Lässigkeit. „Ich glotz‘ TV wie gewohnt, doch es kommen ständig nur Clips von Schmusebands wie Silbermond, mir fehlen die Ringtones, denn die sind wenigstens real.“ Volltreffer. Sicher wird der Song „Das Beste“ die Pärchen demnächst in Massen kuscheln lassen, aber ein Moment der Romantik muß schon erlaubt sein. Oder ein engagierter. Anders als angeblich so coole Bands, die unüberlegt Heimatlieder schreiben, schiebt Kloß sofort Mißverständnissen einen Riegel vor, was die politische Gesinnung betrifft: „Warum sind wir hier, sind wir hier um Nazi zu sein und nicht aus Fehlern zu lernen? Nein, dafür sind wir nicht hier!“ Vor dem Hintergrund so einer Einstellung muß einem nicht bange sein, wenn es heißt: Silbermond werden bleiben.

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