Sin City :: Es ist noch Blutsuppe da! Start: 11.8.

Zwei Herzen schlagen, ach, in der Brust dieser Schlachtplatte in neo-noir, die so gern die ultimative Comicverfilmung geworden wäre, aber doch wenig mehr ist als „Pulp Fiction“ mit der Seelenlosigkeit einer Michael-Bay-Effektballerei. Der Fehler liegt eindeutig in der Konzeption bzw. der falschen Annahme von Roben Rodriguez, man käme der Essenz eines Comicromans am nächsten, wenn man ihn Eins zu Eins verfilmt. Dabei wäre festzuhalten: Der zugrunde liegende Storyzyklus von Frank Miller, der in den 80ern die Kunstform des Comics radikal revolutionierte, ist zwar starker Tobak, abertrotz aller Härte, Gewalt und Perversion ein faszinierender und stimmiger Blick in menschliche Abgründe. Offenkundig hatte der Mann bei seinen Geschichten über (Achtung, die folgende Phrase geht einem hier ganz leicht über die Tastatur) schwere Jungs und leichte Mädchen, gefallene Engel, menschliches Treibgut und Schlimmeres (Politiker, Priester, Kannibalen -bei Miller alles ein und das selbe) etwas mit sich selbst auszumachen: Exorzismus via Blutsuppe. Davon lässt sich bei Ansicht von Rodriguez‘ Verfilmung wenig verspüren. Was bei Miller ein Ringen im nackten Existenzschmerz, ist bei Rodriguez ein albernes Spiel mit den Möglichkeiten des Digitalkinos und kaum an den Figuren und der Schwere ihrer Taten interessiert. Soll heißen: Natürlich ist es beachtlich, wie Rodriguez die Bilder der Vorlage in Filmform reproduziert. Aber es ist auch leb- und auf erschütternde Weise Heblos, wie hier drei (von mittlerweile insgesamt fünf) von Millers Graphic Novels zusammengepappt werden, ohne daß sich jemals die Atmosphäre der Bücher entfalten würde. Es sind nur Momente, die hängen bleiben. Und vielleicht die Performance von Mickey Rourke als wandelnder Kampfmaschine, die einen Moment der Liebe erfährt. Ansonsten beömmelt sich Rodriguez (und mit ihm Frank Miller, der als Co-Regisseur gelistet ist) über seine Aneinanderreihung bestialischer Gewaltakte. Daß er das Blut zwecks Verfremdung weiß einfärbt, macht Sinn: Angesichts seiner offenkundigen sexuellen Verklemmungen ist das Blut sein Sperma, sein Saft des Lebens. Während er Bruce Willis einer Figur den Sack abreißen läßt, klemmt Rodriguez selbst den Schwanz ein. Typisch. 5,5 (Miller) 2 (Rodriguez) 4 (gesamt).

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