Sling Blade

Tatsächlich soll es einmal eine Zeit gegeben haben, in der nicht jeder amerikanische Film 100 Mio. Dollar kostete und man Zeit hatte, sich auf den Lebens- und Sprachrhythmus der Protagonisten einzustellen, ohne daß ihnen ein Brocken Lava auf den Kopf fiel. SLING BLADE ist eine kleine Produktion, aber ein großer amerikanischer Film. Sämtliche Sprengsätze gehen in diesem von Billy Bob Thornton fein beobachteten und dem gemächlichen Treiben im Süden der USA angepaßten Drama im Inneren der Akteure hoch und zerreißen uns das Herz: Karl (von Thornton unvergleichlich gespielt) ist ein geistig etwas langsamer Zeitgenosse. Als er einst als Zwölfjähriger seine Mutter beim Liebesspiel mit einem fremden Mann überraschte, war die Verwirrung des ungeliebten, in gottesfürchtiger Umgebung aufgewachsenen Jungen so groß, daß er den Kopf verlor und beide mit einer Sense tötete. 25 Jahre später wird der grundgütige, bibelfeste Karl aus der Heilanstalt entlassen. Für ihn gibt es nur einen Grundsatz: nie wieder einem Menschen Gewalt anzutun. In seiner Heimatstadt findet Karl eine Anstellung und eine Bleibe bei einer Familie, mit deren Sohn Frank er sich bald anfreundet. Dieser leidet unter dem Sadismus des cholerischen Freundes seiner Mutter. Und bald schon steht Karl vor einer aussichtslosen Lage, die es von ihm verlangt, wieder Hand an einen Menschen zu legen. Wie er seine Freiheit opfert, um dem jungen Frank eine Zukunft zu ermöglichen, zählt zu den bewegendsten Momenten dieses Filmjahres.