Sneaker Pimps – Splinter

Hat eine Band Zukunft, die ihre Frontfrau und damit ihr akustisches wie optisches Markenzeichen verloren hat? Die Plattenfirma der Sneaker Pimps, die mit dem Vorgänger- und Debütalbum BECOMING X Gold eingefahren hatte, stand dieser Entwicklung sicher genauso skeptisch gegenüber wie die Fans. Der Argwohn gegenüber dem neuen Album war also verständlich, doch völlig unbegründet. Gitarrist Chris Corner füllt nun die Lücke vorm Mikrofon und erledigt seinen Job mehr als nur gut. Mit seiner brüchigen Stimme vermittelt er genau die richtige Mischung aus Lebensqual und aufblitzenden Visionen optimistischer Hoffnung. Doch was soll das Gerede über eine andere Stimme? Die Musik ist es, mit der die Sneaker Pimps Schranken einreißen – SPLINTER könnte die Platte werden, auf die die Welt seit Monaten gewartet hat. Vielleicht sogar die Platte, die die Beatles heute machen würden, wenn sie noch Lust auf Experimente à la MAGICAL MISTERYTOUR hätten: noch düsterer, sinfonischer, verschlungener, abwechslungsreicher, fordernder, visionärer und doch angenehm Pop-lastig. Wen wundert es da noch, daß die Pimps Samples der Avantgarde-Fiedler Kronos Quartet verwenden, den Residents in punkto Phantasie Konkurrenz machen und auf Sixties-Sounds stehen. Mischen wir David Sylvian, My Bloody Valentine und Oasis, so kommen wir einer Bescheibung dieses aufregenden Albums zur Jahrtausend-Wende schon ziemlich nahe. Daß trotzdem noch Welten zu einem fairen Vergleich fehlen, belegt den Ausnahmestatus dieses wie ein Phönix aus der Asche auferstandenen Brit-Ouartetts.