Sparks – Lil Beethoven
Böse Zungen behaupten, eine Popband, die keine Hits mehr macht, wäre keine Popband. Wenn diese Hypothese der Wahrheit entspräche, wäre die Existenz des kalifornischen Duos, bestehend aus den Gebrüdern Mael, ernsthaft in Frage gestellt. Denn die beiden Mittfünfziger hatten schon seit Jahren keinen Hit – trotz immer neuer Labels, ständig wechselnder Mitstreiter und hochrangiger Produzenten. „When Do I Get To Sing My Way“, ein britischer Top 40-Entry vom Oktober ’94, ist symptomatisch für die letzten zwei Dekaden Sparks: Ein Duo, das von seinen legendären Anfängen mit „This Town Ain’t Big Enough For The Both Of Us“ oder „Talent Is An Asset“ zehrt, im Niemandsland zwischen Disco, Techno und Cabaret operiert und immer noch am optischen Rollenspiel aus singendem Schönling (Russell) und introvertiertem Nerd (Ron) festhält. Und das seit 34 Jahren. Eine stolze Leistung, aber auch eine mit schalem Nachgeschmack. Weil bei den beiden nicht wirklich viel passiert – und sie trotzdem den Anspruch erheben, die gesamte Electronica-Szene geprägt zu haben. Wohl dem, der so ein gesundes Selbstbewusstsein besitzt. Und das brauchen sie angesichts eines Albums wie Lil Beethoven auch – weil das Ganze so kitschig und verquast ist, dass es allenfalls die Hardcore-Fans ansprechen dürfte. Was bei Stücken wie dem bombastischen „The Rhythm Thief“ noch ganz witzig, weil überdreht wirkt, erweist sich bald als nerviges Allerlei nach dem immer selben Muster: opulente Mini-Opern mit Russells Nasalgesang, tonnenweise Hightech und der Pathos-Peitsche aus Orchester- und Piano-Arrangements, Chor und Multitracking. Technisch sicher auf höchstem Niveau, aber auch mit einer unglaublichen Arroganz. www.allsparks.com
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