Sportfreunde Stiller :: Köln, Prime Club

Punk-Pop

Gehen zwar hart zur Sache, bleiben aber fair: offensiver Spielaufbau, gepaart mit druckvollem Pressing. Eine Show der Sportfreunde Stiller beschränkt sich nicht nur auf schnödes Musizieren. Das Thema Leibesertüchtigung lauert bei den Sportfreunden (zwei Drittel der Band, Sänger Peter und Drummer Flo, studieren Sport) hinter jeder Ecke. Beim Konzert in Köln beginnt das schon bei der soliden Vorband Chewy. Die Vier aus der französischen Schweiz rocken kräftig in der Nähe von Dinosaur Jr., verteilen charmant-radebrechend Komplimente („Danke, ihr seid alle sehr schön!“), und haben natürlich auch was zum Thema des Abends beizutragen-. „Wir haben auch ein Lied über Sport. Kennt ihr Judo?“ Klarer Fall, hier geht es martialisch zur Sache, und so ist es kurz darauf an den Sportfreunden, ebenfalls die Brechstange auszupacken. Und genau das tun sie auch: Mit Flying-V-Gitarre und beherzter Heavy-Metal-Pose (inklusive Satanshuldigungen) beweisen sie ab Spielminute eins, dass deutscher Rock ohne Grunge und Punk heute definitiv nicht da wäre, wo er ist. Dem Kölner Publikum gefällt’s, der Breitensport des Abends heißt zweifellos „Crowd-Surfing“. Besinnlichkeit ist also nicht angesagt, bis auf die wenigen Spielunterbrechungen, in denen die drei Münchener unter anderem über den Fall Daum (unklares Meinungsbild) diskutieren oder der Frage nachgehen, wer von den drei Sportfreunden nun der bessere Mundharmonikaspieler sei. Was das Repertoire angeht, entsprechen Beinahe-Hits wie „Wellenreiten“, „Heimatlied“ und „Wunderbaren Jahren“ weitgehend den Erwartungen, hin und wieder lockern die Sportfreunde Stiller ihren Set mit technischen Spielereien jenseits der geradlinigen Rockmusik auf, etwa beim Sample-befeuerten „Spitze“. Offensives Spiel dominiert, um im Bild zu bleiben, das Publikum im vollgepackten Prime Club sieht also eine überraschend heftig rockende Veranstaltung, die nach einigen Zugaben und einer Länge von 90 Minuten (bestimmt kein Zufall) abgepfiffen wird. Ein Abend, der etwas möglich macht, das König Fußball niemals liefern könnte: Ein Auswärtsspiel mit zwei Siegern. Beide zu null, wohlgemerkt.www.sportfreunde-stiller.de