Stephen Duffy – I Love My Friends

Was Stephen Duffy 1998 auf seinem sechsten Soloalbum [vier hatte er bis dato mit seiner zwischenzeitlich aufgelösten Folkpop-Gruppe Lilac Time aufgenommen] wagte, mußte in die Hose gehen. Oder würde man es ihm vielleicht doch durchgehen lassen, weil sehr wenige Singer/Songwriter so etwas eben doch dürfen: Beim „Tune In“ zur Platte dreht er an einem Radio herum, das quasi auf allen Frequenzen Duffy FM sendet, und spielt so kurz seinein) früherein] Hitlsl und Evergreens an. Im nachfolgenden „Eucharist“ läßt er dann zu einem hinreißenden, auf dem Rand zur Übersteuerung balancierenden Gitarren-Riff seine Karriere in gerade einmal vier Sätzen Revue passieren: „I was born in poverty. but when I was nineteen / I wrote a song called ‚Kiss Me‘ and soon it was pay day / A terraced house in the country, I thought that would do for me / It seemed to be the lilac time, but when the lilac died I went back to lown and cried…“ um in der nächsten Zeile zur obligatorischen Schlußfolgerung eines jeden ordentlichen Liebesliedes zu gelangen: „I need someone who’ll always love me“. Schlimmer geht es nimmer. Schöner aber auch nicht. Duffy darf das und wird das immerdürfen: Über sich und seinen Nabelsingen, darüber sogar, daß die Welt nicht kapiert, was sie da für ein Pop-Juwel nur immer wieder einstaubt, im Desinteressiertdran-Vorbeistolpern. Über manches Ach und seine Auas, ironisch und lakonisch auch, aber mindestens so selbstverliebt wie wir alle. Obendrein kann einer wie Duffy auch entwaffnende Mädchen-Beschmachtungen aus dem Herzen schütten. Mit Rüschen, Paisley-Mustern und funkelndem Bauschwerk eingekleidet durch den drallsten Britpop-Produzenten aller Zeiten. Stephen Street (gemixt von Bob Clearmountain!), eingespielt an der Seite von u. a. Alex James (Blur, Justin Welch (Elastica), Andy Patridge und Aimee Mann, gab sich dieser so nostalgische wie ins Hier und Heute verliebte Musiker ganz und gar dem britischen, bekennend beatlesken Pop hin. Am bestechendensten fallen dabei – Duffys Stärke – die Balladen aus. „The Deal“ mit seinen herzzerreißenden Streichern, der Walzer „Autopsy“ und die in feines Fingerpicking gepackte Sentimentalität „The Postcard“ gehören zu seinen Großtaten überhaupt. Sechs Bonussongs ohne einen Ausfall runden den Gesamteindruck ab: I Love My Friends ist schlichtweg wunderschön!

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